Wie wir werden, wer wir sind

Über dieses Thema existiert eine Reihe an guten Büchern. Auch soll es nicht das Ausschlaggebende dieses Buches sein, die immer noch mehr auf Vermutungen als auf stichhaltige Argumente beruhende Antwort auf die Frage, wie unserer Persönlichkeit entsteht, zu geben.

Unser Gehirn ist ein hochkomplexes Organ, das, so vermutet man heute, Verarbeitung und Information in einer Architektur vereint. Zum Vergleich: Ein Computer hat zum einen entsprechende Speichermedien, auf denen sich alle notwendigen Dateien befinden und einen davon getrennten Prozessor, der aus den Inhalten der Speichermedien ein Bild auf den Monitor bringt und allerlei andere Operationen erlaubt.

Einem Computer, um bei diesem Vergleich zu bleiben, müssen wir vorher sagen, was er tun soll. In der Regel wird diese Aufgabe von Programmierern übernommen, die uns eine Vielzahl an Software zur Verfügung stellen. Mit unserem Gehirn ist es nicht ganz unähnlich. Es bekommt eine ständige Flut an Informationen geliefert, die es mehr oder weniger gewichtig abspeichert und, wenn wir Glück haben, auch wieder auswirft, wenn wir sie benötigen. Aus all den Informationen bauen wir uns ein Weltbild zusammen. Im Wesentlichen ist die Sprache daran beteiligt, aber natürlich auch alle anderen Sinne, die uns zur Verfügung stehen.

Eine große Menge der Informationen, die unser Denken und Handeln bestimmen besteht aus implizitem Wissen, also Wissen, dass wir ohne vorherige Überprüfung als wahr abgespeichert haben. Dieses Wissen wurde uns entweder vererbt oder wir haben es uns zu einer Zeit angeeignet, als es uns noch nicht gegeben war, zwischen „gut“ und „schlecht“ zu unterscheiden. Erst im Laufe der Jahre lernen wir, über unsere Wahrnehmung zu urteilen. Dann sprechen wir von explizitem Wissen. Bis es soweit ist sind allerdings die Schubladen, in denen wir unsere Erfahrungen ablegen auch schon zu einem großen Teil gezimmert.

Ebenso deuten die Forscher an, dass es so etwas wie eine letzte Instanz in unserem Gehirn nicht gibt. Vielmehr werden bei jeder Aktion, die es wahrzunehmen gilt neue sogenannte Ensembles an Nervenzellen zusammengestellt, die sich dann auch wieder als Gruppe auflösen, wenn die Arbeit getan ist.

Schließlich geht man auch davon aus, dass die tatsächlichen Reize, die wir von „da draußen“ aufnehmen nur zu einem sehr geringen Teil, ca. 6%, bei unserer Wahrnehmung eine Rolle spielen. Der größte Teil dessen, was wir schließlich als bewusste Wahrnehmung empfinden, ca. 94%, entsteht in unserem Gehirn. Es rechnet rein und raus, tilgt, verzerrt, schönt, macht größer und kleiner, bis es uns eine vermutlich für unser derzeitiges Weltbild dienliche Wahrnehmung abliefern kann. Der größte Teil unserer Wahrnehmung kommt also von einem Organ, dass selbst noch nie die Sonne gesehen hat.

An diesem Ort ist ebenso unsere Persönlichkeit gespeichert und hier entstehen auch die Konzepte, nach denen wir unser Leben ausrichten. Je nach Persönlichkeit suchen wir uns bestenfalls eine Umgebung aus, in der wir uns wohlfühlen. Als agiler Mensch wird es vielleicht eine hektische Umgebung, in der es immer etwas zu organisieren gibt, als phlegmatischer Mensch bevorzugen wir eventuell den Bürostuhl in einem Amt, in dem Dienst nach Vorschrift gilt. Wir entscheiden uns für viel Kultur oder die trübe Witterung einer schottischen Insel.

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