Zeit
Kennen Sie das: Sie stehen irgendwo und fangen plötzlich an, völlig skurille Dinge zu denken? Nicht, dass ich ein Schwarzseher wäre, doch im gestrigen Falle war es mal kurzzeitig so.
Ich war also mit meinem Freund unterwegs und wir parkten in einem Frankfurter Parkhaus. Unten angekommen fiel ihm ein, dass er etwas vergessen hatte und nun nochmal ans Auto müsse. Und so stand ich da vor dem Parkhaus und mir kam so der Gedanke: „Was, wenn dieser Kasten nun in die Luft flöge – ich draußen, er drinnen?!“ Eigentlich ein Klassiker für einen Spielfilm mit eingebautem Tiefsinn.
Danach die Frage, ob es das Schicksal so gewollt hätte, denn immerhin hätte ja auch ich derjenige sein können, der das vergessene Teil hätte holen können.
Als nächstes tauchte die Frage auf, ob alleine durch den Gedanken an ein Szenario selbiges auch unmittelbar passieren könnte. Doch wie sollte das funktionieren, denn immerhin leben wir in einem materiellen Umfeld, indem zumindest vordergründig eine Ursache für ein solches Unglück vorhanden sein müsste?
Es könnte, dachte ich so weiter, ein verärgerter Parker sein, der aus lauter Wut mit der Sprengung eines Parkhauses ein Zeichen setzen wollte (an dieser Stelle bin ich übrigens beruhigt, dass ich in keiner Sekunde an einen terroristischen Anschlag dachte).
Die Entscheidung, das Parkhaus zu sprengen, hätte ja nun aber fallen müssen, bevor ich den Gedanken dachte und wie sollte es mir möglich sein, eine Geschichte in der Vergangenheit anzuleiern, die dann meine unmittelbare Zukunft beeinflussen sollte, die ich in der Gegenwart erfand?
Klar, Dinge in der Zukunft zu beeinflussen, scheint uns da schon weniger mühelos, denn schließlich liegt die Zukunft ja „vor“ uns, ist noch unfertig (um es charmant auszudrücken) und kann so irgendwie noch gestaltet werden. Irgendwie, ja, irgendwie.
Doch, ich habs mal weitergesponnen, wenn ich in der Zukunft gestalten kann, dann muss ich es doch auch in der Vergangenheit können. Und in irgendeinem der unendlich vielen Variantenräume wird vermutlich auch diese Variante existieren. Und plötzlich, ganz unbemerkt, nur durch einen Gedanken, verschiebt sich die ganze Welt in Zeit und Raum, in Ursache und Wirkung, ohne dass ich es, ohne dass es irgendein anderer merkt, und…
wie gesagt, es war nur so ein Gedankenspiel und das Parkhaus steht noch, vermutlich noch viele Jahre, bis es jemand aus noch viel profaneren Gründen abreißt, um stattdessen ein weiteres Einkaufscenter auf die Frankfurter Zeil zu bauen.
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