Alternativlos?

Ich bin mit Freunden gerne mal damit beschäftigt, gegen die da oben zu meckern, um denen da unten Gehör zu verschaffen, nicht selten uns selbst eher zu denen da unten zugehörig zu fühlen – sonst machte das Genörgel an denen da oben ja auch weitaus weniger Sinn als es eh schon tut.

Das führt dann auch hin und wieder mal zu Diskussionen, besonders dann, wenn die etwas altbackene linke Rhetorik ausgepackt wird. „Klassenkampf“ heißt es da, oder auch „Revolution“. Je nach Stimmungslage bin ich da auch d‘ accord. Ja, es muss was geschehen, denn scheinbar geht es so vielen schlecht und so wenigen gut und, viel schlimmer noch, verursachen wohl die, denen es so gut geht, den Schmerz derer, denen es so schlecht geht.

Kurzum: Es geht um den Kampf der oberen Zehntausend gegen die unteren armen Schweine (oder wars umgekehrt?), die wohl auch weitestgehend von den oberen in Form prekärer Verhältnisse ausgebeutet werden. Es geht um arm und reich und darum, denen, die Macht haben, selbige abzunehmen und ihr Geld auch noch dazu, um es denen zu geben, die beides nicht haben und irgendwie haben wollen.

Heute aber ist so ein Tag, da geht mir ebenjene linke Rhetorik und Denkstruktur auf die Nerven. Da mag ich nur den Kopf schütteln, wenn ich jemanden sagen höre, dass er ausgebeutet würde und auch keine andere Wahl habe. Und dann wundere ich mich, wie man es sich allen ernstes in diesem Opferstatus bequem machen kann, ohne auch nur auf die Idee zu kommen, dass man sich selbst dort hereinmanövriert hat und auch nicht die Möglichkeit sieht, sich da wieder herauszumanövrieren, weil es die Denke eben einfach nicht zulässt, dass da draußen auch noch etwas anderes herrschen könnte, außer Kampf.

Ich schaue dann mal zur Tür hinaus und versuche die zu erspähen, die uns all die Möglichkeiten, die wir haben, verwehren; die uns davon abhalten wollen, unser eigenes Ding zu machen; die uns zwingen, in dieses stetige Gejammer von Unterdrückung und Befreiung einzustimmen.

Schließlich frage ich mich, wie es nach einem erfolgreichen Klassenkampf und einer erfolgreichen Revolution wohl aussehen wird. Nur noch glückliche Menschen, die alles Geld untereinander teilen, ach nein, es ganz und gar abschaffen, weil es ja so böse ist?

Ach ja: À propos Geld: An Tagen wie diesen kann ich dieses Gewese über Geld auch nicht mehr hören, das im Übrigen immer nur von denen kommt, die keines haben und die gerne hätten, dass die, die es haben, es denen geben, die es nicht haben. Ich verstehe die Logik nicht und ich verstehe im Übrigen auch nicht, warum das böse Geld plötzlich gar nicht mehr so böse ist, wenn es zu mir umverteilt wird.

Ich verstehe auch die Logik der Alternativlosigkeit nicht. Die Alternativlosigkeit, die ob der Umstände, in denen man sich befindet, scheinbar keinerlei persönliche Entwicklung zulässt, und die Menschen in Ihren unwürdigen Verhältnissen belässt. Die Alternativlosigkeit übrigens, derentwegen Menschen auf die Straße gehen, wenn die Politik sie ausruft.

Es scheint bequem zu sein, alternativlos zu sein. Und es scheint immer am Außen zu liegen, wenn sich drinnen nichts bewegt, was zu einer Veränderung der verhassten Lage führen könnte. Doch gegen diese festgefahrene Bewegungslosigkeit ändert weder eine Umverteilung der Finanzen, noch Klassenkampf etwas. Dagegen hilft nur die Erkenntnis, dass – bei aller Kritik – in unseren Gefilden vieles möglich ist, wenn man es anpackt.

Dann aber könnte es ja sein, dass man irgendwann zufrieden und vielleicht sogar monetär gut gestellt wäre, kein Interesse an Kämpfen für den Frieden hat und auch ansonsten mehr Licht als Schatten sieht. Und das geht halt gar nicht, weil das haben wir nicht gelernt.

So, und nun schlafe ich mal drüber und fällt mir bestimmt auch wieder was über die da oben ein

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