Veränderung findet im Kopf statt – nicht im Parlament

Die Krise nimmt kein Ende. Von welcher Krise reden wir denn eigentlich? Die in Somalia oder die in Lampedusa, die in Libyen oder die in Syrien? Ach nein, wir haben ja selbst eine, eine Eurokrise. Stimmt, da gings um Geld. Geld, das geliehen und nie vorhanden war. Jeder Amerikaner sollte sich ja einst ein Häuschen kaufen können. The American Way of Life. So zumindest schien sie zu beginnen.

Dann merkten wir schnell, dass die Europäer ja nicht besser waren. Ob Griechenland oder Spanien oder Italien oder selbst Deutschland. Alle lebten wir über unsere Verhältnisse und tun es immer noch. Als wäre nichts geschehen, bietet die Postbank für die kleinen Freuden des Lebens wieder kleine Kredite an – schnell und unkompliziert versteht sich – um wieder ein neues Auto oder ein I-Phone oder irgend etwas anderes kaufen zu können.

Wir Deutschen rühmen uns dabei, besonders gut durch die Krise gekommen zu sein. Aufschwung, Aufschwung, Aufschwung. Kein Wunder, nein wirklich nicht, wenn wir sehen, wer dieses Wirtschaftswunder trägt. Es sind die, die nebeneinander die gleichen Tätigkeiten verrichten und einen Bruchteil des Lohns ihrer Kollegen bekommen, weil sie eben Leiharbeiter sind. Wir werden zu wahren Lohndumpern, zu Gunsten des Aufschwungs.

Zu viel Ego

Und jetzt soll wieder aufgestockt werden, von 400 Milliarden (4000 Millionen oder 4.000.000 tausend Euro) auf bestenfalls 2 Billionen. Das wäre mal ein Zeichen an die Wirtschaft und die Banken. Achja, die Banken. Stimmt, die haben uns den ganzen Salat ja erst eingebrockt. Was haben die alten Männer (und die eine alte Frau) versprochen, was sich nach der (ersten) Krise alles ändern müsste: Ein Auge müsse man auf die Banken werfen, man dürfe keine Geschäfte mehr mit Geld machen, das gar nicht da ist. Und was haben sie getan? Nichts. Zumindest nicht viel. Auf jeden Fall nicht genug.

Und wir wundern uns tatsächlich, dass wir sehenden Auges in die nächste Krise stürzen. Derweil wird diskutiert, ob man den armen Hartz IV Empfängern nun 5 oder 10 Euro mehr im Monat geben solle. Es wurden 5 oder so.

Was aber soll denn auch rauskommen, wenn unwissende Politiker, die – wenn überhaupt – einst Physik, Jura oder ähnliches studiert haben und sich nun mit einer Materie auseinandersetzen müssen, von der sie scheinbar nicht viel verstehen? Was sollen wir erwarten von Menschen, die so in ihre machtpolitischen Spielchen verstrickt sind, dass an der ersten Stelle ihrer Prioritätenliste die Verteidigung ihrer Position und ihres Egos steht. Eben. Nichts.

Wir, das Volk, werden dabei weitestgehend außen vor gelassen. Wie sollten wir auch mitreden, wir, die ja noch viel weniger verstehen. Doch was gibt es denn an dem, was derzeit passiert, nicht zu verstehen?

Ausbeutung gehört zum guten Ton

Banken wirtschaften weiterhin in die eigene Tasche (sollen sie ja auch) auf Kosten vieler Menschen, die finanziell und somit gesamtexistenziell vor die Hunde gehen (sollen sie nicht). Da wird Geld mit Geld gemacht, das nicht vorhanden ist, es wird denjenigen Geld aus der Tasche gezogen, die gar keines mehr haben und deshalb umso mehr bezahlen müssen.

Menschen hungern, weil sie weltwirtschaftlich höchst uninteressant sind. Und der Teil, der interessant ist (Ihre Rohstoffe) wird von denen, die schon genug Geld haben, aus dem Land herausgeholt, ohne wirklich etwas an die zu bezahlen, denen die Rohstoffe gehören und die wenigstens damit Geld verdienen könnten. Die Politik sieht derweil seelenruhig dabei zu, wie Höchstverdiener denen, die am Boden liegen auch noch in die Nieren treten, um anschließend ein paar Medikamentenlieferungen gegen innere Verletzungen rüberzuschicken.

Wir schmeißen Höchstverdienern Geld in den Rachen, weil diese uns mittlerweile so im Griff haben, dass sie uns mit in den Abgrund ziehen, wenn sie dort hinein fallen. Zumindest erzählen sie es uns. Zu denen, die wirklich am sterben sind, kommen wir mit einem Köfferchen mit einer Million Euro. Das war mal viel Geld. Dank der Misswirtschaft sind das heute wirklich nur noch Peanuts.

Eine Regierung zum nicht mögen

Was also gibt es da genau nicht zu verstehen? Was gibt es nicht zu verstehen, wenn es „der Wirtschaft“ gut geht, vielen Menschen, die dafür arbeiten aber nicht? Da gibt es eine ganz Menge nicht zu verstehen. Ich habe mich gefragt, wieso eine Bundesregierung, die so viel Gutes für uns tut, uns scheinbar durch eine der größten Krisen navigiert und es schafft, dass die Wirtschaft wächst und die Arbeitslosenzahlen sinken, trotzdem nicht gemocht wird.

Ganz einfach: es gibt an dieser Regierung nichts zu mögen. Fast mag man sagen, dass wir bisher nicht wegen, sondern trotz der Regierung so gut dastehen. Und das, was sie wirklich auszeichnet, sind ihre guten Beziehungen zur Wirtschaft, die nach wie vor walten und schalten darf, wie ihr beliebt, der es gutgehen darf, auch wenn es dem Rest nicht gut geht, die Gewinne machen darf, auch wenn der Rest verliert.

Die Regierenden einfach auszuwechseln, einen Steinbrück statt einer Merkel, einen Steinmeyer statt eines Westerwelles, bringt da auch nicht allzu viel. Was denn auch? Die Schweine ändern sich, die Tröge bleiben die selben. Es muss sich in unserem Denken fundamental etwas ändern. Mittlerweile dürfte doch auch der Letzte registriert haben, dass das Wirtschaftssystem, wie wir es bisher gelebt haben an seinem natürlichen Ende angelangt ist.

Jammern auf Niedrigstniveau

Wir haben uns in den letzten Jahrhunderten von allem außerhalb von uns getrennt (wir nennen es Objektivität) und damit unsere Schamgrenze, mit dem Objekt zu machen, was uns beliebt, auf ein Minimum reduziert. Wir haben uns auf das Wahrnehm- und Erklärbare reduziert und starren nur noch auf Excel-Tabellen, Facebook-Communities oder Bauer sucht Frau, lachen uns tot über die Dummheit anderer und freuen uns über unsere Erhabenheit.

Wir bemerken manchmal selbstkritisch, dass wir auf hohem Niveu jammern und merken gar nicht, wie tief unser Niveau mittlerweile gesunken ist und das wir daran gemessen den ganzen tag schreien müssten, um der Tiefe gerecht zu werden. Wir haben die Verhältnisse umgekehrt. Ein verhungernder Somalier, der jammert auf hohem Niveau, denn bei ihm geht es um nicht weniger als um sein Leben, das, nebenbei bemerkt, an einer Schüssel Reis pro Tag hängt, während wir uns an ganz anderen Dingen totessen.

Wir messen Freundschaft in Klicks und die restliche Zeit in Geld. Ein alter Mensch darf 5 Minuten Pflege bekommen, in der zeit muss er die Zuwendung für einen ganzen Tag erhalten haben und wir machen uns heute ernsthaft Gedanken darüber, wie wir der Flut der Alten in zwanzig Jahren gerecht werden können. In Geld selbstverständlich. Es ist wohl der Fähigkeit zu verdanken, alles Unangenehme verdrängen zu können, dass wir dabei übersehen, dass wir in zwanzig Jahren diejenigen sind, über deren Abschiebehaft wir heute sprechen.

Ich höre bei dieser Disksussion kein Wort (kein eines) darüber, was wir heute tun können, um das Altwerden eben nicht zu einem Problem werden zu lassen. Wie wäre es mit etwas Menschlichkeit, Zusammenhalt, Gemeinsamkeit, Miteinander oder sozialem Verhalten. Kein Wort verliert die Politik (und auch sonst keiner) darüber, wie wir diese Herausforderung anders anpacken können. Mit Geld ist sie nämlich nicht zu lösen. das sollten wir wissen.

Geld motiviert – aber falsch

Manch einer hält Geld für einen hauptsächlichen Attraktor dafür, dass in dieser Welt überhaupt etwas geschieht. Selbst spirituelle „Andersdenker“ fröhnen dem Lockstoff Geld und verheißen monetären Erfolg, wenn man ihn sich nur wünscht. Dabei wären es doch gerade die alternativen Denker, die von diesem System abrücken müssten.

In Wahrheit funktioniert das System Geld nur, weil ein ständiger Mangel impliziert wird. Erst das Gefühl dieses Mangels (und das betrifft in unserem Geldsystem 80% der Weltengemeinschaft, die nämlich tatsächlich oder gefühlt nicht genug haben) bringt die Menschen dazu, Dinge zu tun. Mangel aber ist (wie Angst auch) ein schlechter Ratgeber.

Vielmehr treibt das Geldsystem derart abstruse Blüten, dass wir doch nicht mehr ernsthaft daran glauben können; stattdessen glauben wir, dass wir das Geldproblem nach wie vor mit Geld lösen können. Das ist, als ob wir eine Wunde durch nochmaliges draufschlagen heilen wollten.

Nicht wenig Geld macht Hartz IV, sondern die mangelnde Perspektive!

Von wenig Geld zu leben, das ist nicht das Problem. Keine Perspektive zu haben, diesen Zusatnd auch wieder verlassen zu können, dass ist es, was Menschen als problematisch empfinden. Statt uns darüber Gedanken zu machen, diskutieren wir über 5 oder 10 oder meinetwegen auch über 100 Euro. Damit helfen wir keinem dieser Menschen.

Statt sie in die Gemeinschaft zu integrieren, aus der sie nie hätten ausgeschlossen werden dürfen, internieren wir Sie in Wiedereingliederungsseminaren, noch und noch, weil wir dann wenigstens sagen können, dass wir es versucht haben. Einem Menschen aber, dem über kurz oder lang die Perspektive geraubt wurde, den kann man nicht mit einem Computerführerschein aus dieser Krise befreien.

Wir träumen noch von Vollbeschäftigung, wo schon Teilbeschäftigung nur noch mit Unterbezahlung möglich ist. Andere Konzepte: Fehlanzeige. Perspektive schaffen: noch mal Fehlanzeige. Machterhalt und Wiederwahl, das ist die Perspektive aller Regierenden, da muss die derjenigen, die sie bitter nötig hätten, schon mal warten. Stattdessen werden sie als „faules Pack“ beschimpft und von Maßnahme zu Maßnahme getrieben oder angehalten für einen Euro Berliner Parks zu säubern und bekommen Kürzungen, weil Sie in dem ganzen System nicht mehr zurecht kommen.

Vielleicht ist es zu schnell geurteilt, vielleicht will die Politik ja tatsächlich die Krise bewältigen, nimmt diese Menschen ernst. Vielleicht liege ich falsch mit meinen Behauptungen. Dann aber bleibt wenigstens der Vorwurf, dass es sehr an Kommunikation mit diesen Menschen mangelt, was vergleichbar fahrlässig ist.

Währung Sozial

Wir müssen beginnen, neue Währungen einzuführen! Wie wäre es mit Zeit. Eine Pflegewährung nach japanischem Vorbild (Hurei Kippu) wäre ein guter Anfang. Jeder kann einen anderen Menschen Pflegen, für ihn einkaufen oder ihm Essen zubereiten. Dafür bekommt er Zeit gutgeschrieben, je nach Tätigkeit nach einem bestimmten Faktor berechnet. Diese Zeit kann er anschließend für sich oder auch einen anderen einsetzen, der Sie so wieder abrufen kann. Nicht nur, dass wir unabhängig von der Geldwährung wären, auch unser Gefühl für soziales Handeln würde wieder aktiviert. Wieso kommt niemand auf eine solche Idee?

Vermutlich deshalb nicht, weil es genügend Menschen (Lobbyisten) gibt, die sich im System Geld einen netten Platz geschaffen haben und nicht bereit sind, diesen aufzugeben. Vielleicht auch einfach, weil wir verlernt haben, füreinander da zu sein. Vielleicht, weil wir nie gelernt haben, wie wichtig Gemeinschaften für uns sind und weil wir gar nicht mehr spüren, wie sehr sie uns fehlen. Das spüren wir dann erst wieder, wenn wir sie brauchen, dann allerdings wird es schwer, die sorgsam angesammelten Defizite auszugleichen.

Spuren hinterlassen

Vermutlich wird so manch ein Leser dieses Blogs zustimmend nicken. Das allerdings genügt nicht. Wir müssen beginnen, selbst Verantwortung zu übernehmen, ein Leben zu leben, von dem wir glauben, dass es der Gemeinschaft und uns hilft und gut tut. Wir müssen beginnen, die Sintflut nach uns ernst zu nehmen oder besser noch: Wir müssen dafür Sorge tragen, dass es zu dieser Sintflut nicht kommt.

Wir fragen uns, wie wir die Welt verändern können. Jedenfalls können wir Sie nicht mit unseren bisherigen Gedankenstrukturen ändern, denn durch sie haben wir all die Probleme erst geschaffen. Objektivität und die damit einhergehende Zusammenhangslosigkeit zwischen uns und dem ausgesperrten Objekt haben uns die Skrupel genommen bei all unserem Handeln an das gesamte zu denken, an die Umwelt und unsere Mitmenschen. Materialismus und der ungebrochene Glaube daran, dass das Einzige was zählt, satte Gewinne und Luxus sind, haben uns in die Gier und das Anhäufen oft unsinniger Dinge geführt, deren Produktion unsere gesamten Ressourcen auszufressen droht.

Wir müssen beginnen, uns neue Denkstrukturen anzueignen und dazu müssen wir erst einmal die alten entdecken. Sie sind so tief in uns verwurzelt, dass wir überhaupt nicht mehr an ihnen zweifeln können. Unser aufgeklärtes Denken hat uns in die Eindimensionalität geführt, in der nur noch gilt, was wir wahrnehmen können.

Die religiösen Geschichten über die Hölle waren sicher nicht die geeigneten Motivatoren für ein „gutes“ Leben, der Karma-Gedanke des Buddhismus`kommt dem vielleicht schon etwas näher. Die Homöopathie lehrt uns, dass in einem homöopathischen Mittel, bei dem der einst anwesende Stoff im nun verdünnten Medium zwar nicht mehr messbar, aber trotzdem vorhanden ist, also seine Spuren hinterlassen hat und dem Patienten helfen kann.

Die Quantenphysik ist gerade auf dem Weg uns plausibel zu machen, dass unser Denken und Handeln, ähnlich wie der einstige Stoff im homöopathischen Mittel, ebenso seine Spuren im Universum hinterlässt und unweigerlich wirkt. Vielleicht ist dies auf den ersten Blick nicht die Unsterblichkeit, die uns den Trost spendet, wie es die Reinkarnationslehren des Buddhismus´tun. Sie kann uns aber zu einem neuen Verantwortungsbewusstsein verhelfen, dass wir im Moment so dringend benötigen.

Mag sein, dass wir die Früchte unserer Arbeit nicht mehr erleben werden. Dass gibt uns aber nicht das Recht, sie den uns Nachfolgenden zu verwehren. Vielmehr müssen wir darauf achten, dass wir für unsere nachfolgenden Generationen die Spuren hinterlassen, von denen wir uns gewünscht hätten, sie in unserem Leben anzutreffen.

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