Aus drei mach eins

Nun haben Sie drei (ich nehme die 2 wissenschaftlichen Varianten als eine zusammen) Möglichkeiten der Realitätsdeutung kennen gelernt. Alle drei Sichtweisen haben ihr Interessantes und scheinen sich doch mehr oder weniger voneinander zu unterscheiden. Ich allerdings bin der Meinung, dass die Unterschiede gar nicht so gewaltig sind.

Schauen wir noch einmal genauer hin:

Die Wissenschaft hat das Ziel, das Leben zu erklären. Sie widmet sich der Materie. Dazu hat sie ein Beweissystem aufgebaut, nachdem eine Ansicht nur dann als (zumindest vorübergehend) gesichert gilt, wenn Sie durch Studien bewiesen wurde, also den Praxistest bestanden hat. Und bevor man ihr vorwerfen konnte, dass Sie sich nur um materielle Dinge kümmert ist eine neue Wissenschaft entwachsen, die eben genau diesen „Vorwurf“ berücksichtigt und die mittlerweile durchaus ebenso annimmt, dass alle Grundlage des Lebens Energie und Bewusstsein ist, ja das eine (Bewusstsein) sogar das andere (Energie und Materie) steuert.

Die spirituelle Variante hat ebenso das Ziel, das Leben zu erklären. Dabei ist sie von der wissenschaftlichen Erklärung gar nicht so weit entfernt. Was beide Disziplinen wirklich voneinander trennt ist, dass die spirituelle Variante eine Philosophie und somit allenfalls im Denkprozess zu beweisen ist, während die Wissenschaft den Praxisbeweis fordert, und das zu ihren Konditionen und mit ihren Mitteln. Wie schon ausgeführt, entzweit dies zum Teil auch die Wissenschaft selbst. Am Ende waren es natürlich die ersten Wissenschaft wie die Alchimie oder Astrologie aus denen überhaupt erst die heutigen Wissenschaften entstehen konnten. Der Mensch war von Anbeginn natürlich interessiert in seiner Umgebung und mit steigendem Interesse und damit immer mehr aufkommenden Fragen wurde im selben Maße natürlich auch nach Antworten gesucht. Wo kommen wir her, wo gehen wir hin, wer hat das alles erschaffen und wer nimmt es (mit dem Tod) wieder? Neben diesen fundamentalen Fragen gab es zudem viele Phänomene, die nicht erklärbar waren: Blitz, Donner, Feuer, die Sterne am Firmament. Da der Mensch aber wohl in früheren Zeiten schwerlich ohne Erklärungen leben konnte, erfand er eben welche. Und so gab es für jedes Phänomen in den verschiedenen Kulturen einen Gott und eine Geschichte um diesen Gott herum. So entstand die Mythologie. Daraus wurden allmählich Religionen, die allerdings noch ganz anderes im Sinn hatten: Sie wollten Macht und Einfluss. Und so wurden Helden geschaffen die für uns gelitten haben, für uns gestorben sind und uns heute noch auffordern, nach bestimmten Regeln zu leben. Diese Geschichten haben sich bis heute gehalten und wurden entweder so übernommen (wie beispielsweise in vielen Religionen) oder zeitgemäßer ausgedrückt (wie in der modernen Esoterik).

Die psychologische Variante wiederum kümmert sich um die Vorgänge in und den daraus resultierenden Ergebnissen um uns. Sie sieht den Menschen dabei mal als bloßes Konstrukt seiner Erziehung und seiner Umwelt und mal als Individuum, das sich verändern und entwickeln will und auch kann. Eine immer größere Rolle spielt dabei die Hirnforschung, die mittels modernster Technologien in das menschliche Gehirn schauen und beobachten kann, was es tut, wenn bestimmte äußere Reize auf es einwirken. Man hat festgestellt, dass das Gehirn für jeden Glauben (oder auch jedes Wissen) eine Bahn anlegt. Diese Bahn fungiert als Filter. Glaube ich, dass das Leben nur oder vorwiegend aus Betrügern besteht, so werde ich meine Aufmerksamkeit eben auf diese Eigenschaft legen und aus jedem und allem nur das Betrügerische heraus sehen. In Wirklichkeit hat alles (mindestens) zwei Seiten und jede Eigenschaft ist in allem enthalten und immer nur eine Frage der Sichtweise. Erinnern sie sich an Mutter Theresa. Als Heilige verehrt und nach Ihrem Tode als knallharte Frau teils verachtet. Ohne das eine aber (das Knallharte) hätte Sie vermutlich das Andere (Menschen zu helfen) nie in dieser Weise bewerkstelligen können. Wobei wir bei einem wichtigen Punkt dieser Variante angelangt sind: Unser Denken, Glauben und Hoffen baut sich vom ersten Moment unseres Lebens an auf. Die Kommunikation mit unserer Umwelt beginnt im Grunde im Moment der Zeugung – so zumindest die heutige wissenschaftliche Sicht. Das bedeutet eben auch, dass die meisten Sichtweisen, die wir in uns tragen, nicht gerade gestern entstanden sind, sondern vor allem in den ersten Monaten vor und den erste Jahren nach unserer Geburt. Oft lassen sich diese Sichtweisen oder gar Charaktereigenschaften auch dann nicht nachhaltig ändern, wenn wir für den Moment stark an etwas glauben. Die ersten Sichtweisen und „Erfahrungen“ haben hier eher den Anspruch des „Wissens“- eben weil Sie bereist so lange in uns verankert sind und sich dementsprechend durchgesetzt haben.

Wie schaffen wir es also, diese drei Teile zu verbinden? Im Grunde sehr einfach, denn alles drei spiegeln wichtige Komponenten unseres Seins wider:

  1. Die spirituelle Sicht lehrt uns, dass es Dinge in diesem Universum gibt, die wir (noch) nicht verstehen. Sie gibt uns damit die Möglichkeit, ja, fordert uns geradezu auf, die Dinge weiter zu hinterfragen und zu hinterdenken. Sie schafft uns den Platz für Geheimnisse und Träume und sie gibt uns, wenigstens teilweise eine Antwort auf die Fragen des „Woher“ und „Wohin“
  2. Die psychologische oder geistige Sicht zeigt uns, dass alles, was entsteht und von uns zur Realität“ erhoben wird, zuerst unser Gehirn, unseren Geist, durchlaufen muss. Hier, in diesem Raum, ist alles möglich.
  3. Die Wissenschaft wiederum kümmert sich um die materiellen Dinge und besonders in Kombination mit den neuen Wissenschaften zeigt sie uns auf, dass Materie und Geist längst nicht so weit voneinander entfernt sind, wie wir, zumindest für ein paarhundert Jahre, glaubten.
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