Drei Sichtweisen

Wenn man sich etwas mit Realität beschäftigt, so kommt man auf einige Möglichkeiten, also Modelle, die die Entstehung von Realität erklären.

1) Die klassische naturwissenschaftliche Variante – „alles ist Materie“ 

Hier gilt alles Wahrnehmbare als materiell und alles nicht-messbare als nicht-existent. Das bedeutet natürlich nicht unbedingt, dass die Naturwissenschaft alles Andere als Spinnerei abtut, jedoch wird Sie, falls Sie ein Phänomen als lohnenswert betrachtet, einigen Aufwand betreiben, es zu erforschen, zu messen, zu kategorisieren und schließlich in ein Modell zu packen. Damit stößt sie immer öfter an ihre Grenzen, was zu neuen Wissenschaftszweigen geführt hat, wie z.B. der Quantenphysik.

1a) Die neue wissenschaftliche Variante – „Grundlage aller Materie ist Energie“

Wie unter 1) bereits erwähnt, gibt es Phänomene auf dieser Erde und in dieser Welt, die mit den bisherigen wissenschaftlichen Modellen schwer oder gar nicht erklärbar sind. Und da Wissenschaftler, vielleicht mehr als alle anderen Menschen, sehr an der Entschlüsselung unseres Lebens interessiert sind, forschen sie.

So hat sich im letzten Jahrhundert ein Zweig gebildet, der sich mit dem herkömmlichen Modell der Welt und ihrer Gesetze nicht mehr zufrieden gab. Die Quantenphysik ist es, die sich mit solchen Dingen beschäftigt. Anstoß war die Beobachtung, dass sich Moleküle und kleiner Teilchen in bestimmten Situationen nicht nach den bis dahin aufgestellten Gesetzen verhielten. Weiterhin fand man Gründe anzunehmen, dass Objekte sowohl in Wellen- als auch in Teilchenform auftreten können, wobei die Erscheinungsform abhängig von der Beobachtung, bzw. der Erwartung ist. Sollen Teilchen gemessen werden, treten Teilchen auf. Sollen Wellen gemessen werden, wird man Wellen beobachten. Das führte Die Wissenschaftler zu der wagemutigen Idee, dass alles gemessene Produkt der Erwartungen ist, die man in das Ergebnis legt. Eine noch weiterführende Deutung ist die, dass überhaupt alles Existierende nur ein Produkt der Erwartung ist und somit auch nur eine von unendlich vielen anderen Möglichkeiten darstellt.

2) Die spirituelle Variante – „Alles ist Energie“

Diese Variante ist wohl die ursprünglichste – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie unterstellt einen Schöpfer, der uns mal mehr und mal weniger machen lässt, was wir wollen. Nichts desto trotz gibt es auch hier Gesetze, die am wirken sind.  Manchmal nimmt sie dem Menschen die Möglichkeit auf individuelle Gestaltung seines Lebens. Der Karma-Gedanke, zumindest so, wie er oft interpretiert wird, gehört deren hierzu. Karma bezeichnet die Reaktion, die auf eine Aktion erfolgt. Jedes Tun, Handeln und Denken hat somit seine Reaktion. Soweit so gut. Nun kann es allerdings sein, dass eine Reaktion – ob gut oder schlecht – erst in den nächsten Inkarnationen erfolgt. Das hört sich zunächst nach einem wenig durchdachten Erziehungskonzept an, zumal es in erster Linie besagt, dass das Leben wie das Sterben festgeschriebenes Schicksal ist, dass wenig bis gar nicht beeinflusst werden kann. Positiv gesehen besagt dieser Gedanke natürlich, dass es an jedem Menschen selbst liegt, wie er sein Leben zu gestalten hat und für die Konsequenzen seines Tuns eben selbst verantwortlich ist. Ähnlich anwendbar ist hierzulande zum Beispiel das Tarot oder auch die Astrologie, wobei es auch hier große Deutungsfreiräume gibt. So kann man Tarotkarten als Vorschlag für eine mögliche Zukunft betrachten, die aber durchaus durch ein neues Verhalten änderbar ist, man kann die Karten aber auch als unausweichliches Schicksal ansehen.

3) Die psychologische Variante – „Du bist, was Du denkst“

Die Psychologie erklärt uns, wie Realität von und in uns erfahren wird. Die drei Schritte sind dabei (1) Wahrnehmung, (2) Interpretation und (3) Reaktion. Jeder Reiz, sei es ein äußerer oder auch ein innerer Reiz, wird also in unserem Gehirn registriert, danach wird er interpretiert und danach erfolgt eine Reaktion, äußerlich und/oder innerlich. Was die Wahrnehmung angeht, so kann diese von Mensch zu Mensch unterschiedlich und ausgeprägter sein. Der eine hört jeden Ton aus einem Orchesterstück heraus, der nächste sieht Auren und andere Menschen haben wieder anderer Fähigkeiten, was die Wahrnehmung äußerer Reize angeht. Prinzipiell stehen dabei jedem Menschen fünf Sinne zur Verfügung, nämlich das Sehe, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Man hat festgestellt, dass das Gehirn für jeden Glauben (oder auch jedes Wissen) eine Bahn anlegt. Diese Bahn fungiert als Filter. Glaube ich, dass das Leben nur oder vorwiegend aus Betrügern besteht, so werde ich meine Aufmerksamkeit eben auf diese Eigenschaft legen und aus jedem und allem nur das Betrügerische heraus sehen.

In Wirklichkeit hat alles (mindestens) zwei Seiten und jede Eigenschaft ist in allem enthalten und immer nur eine Frage der Sichtweise. Erinnern sie sich an Mutter Theresa. Als Heilige verehrt und nach Ihrem Tode als knallharte Frau teils verachtet. Ohne das eine aber (das Knallharte) hätte Sie vermutlich das Andere (Menschen zu helfen) nie in dieser Weise bewerkstelligen können.

Wobei wir bei einem wichtigen Punkt dieser Variante angelangt sind: Unser Denken, Glauben und Hoffen baut sich vom ersten Moment unseres Lebens an auf.  Die Kommunikation mit unserer Umwelt beginnt im Grunde im Moment der Zeugung – so zumindest die heutige wissenschaftliche Sicht.

Das bedeutet eben auch, dass die meisten Sichtweisen, die wir in uns tragen, nicht gerade gestern entstanden sind, sondern vor allem in den ersten Monaten vor und den erste Jahren nach unserer Geburt. Oft lassen sich diese Sichtweisen oder gar Charaktereigenschaften auch dann nicht nachhaltig ändern, wenn wir für den Moment stark an etwas glauben. Die ersten Sichtweisen und „Erfahrungen“ haben hier eher den Anspruch des „Wissens“- eben weil Sie bereist so lange in uns verankert sind und sich dementsprechend durchgesetzt haben.

Lassen Sie uns einen Blick auf die einzelnen Varianten werfen und schauen, ob sie nicht irgendwie zusammenpassen:

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