Geht’s euch genauso?
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Geht’s euch auch so? Also ich weiß nicht mehr so recht, was zu tun ist. Kürzlich habe ich mich noch über Gabriels Bezeichnung „Pack“ aufgeregt, hab‘ geglaubt, dass man doch Gleiches nicht mir Gleichem beantworten dürfe. Dann fand ich es aber doch ganz gut, habe selbst ein Facebook-Banner mit dem Wort „Pack“ gebaut und ganz stolz hochgeladen, um es dann aber auch wieder runterzunehmen.
Um ehrlich zu sein, ich bin nicht von Flüchtlingen überfordert, sondern vom Umgang mit denen, die es scheinbar sind. Allüberall lese ich nur noch von randalierenden Ossis. So, zumindest scheint es, wird es mir verkauft, so speichere ich es ab, und so filtere ich zunehmend die Nachrichten, erachte genau dieses Bild als das wahre und lese auch nur noch Artikel darüber. In meiner Wahrnehmung verschwinden die positiven Berichte, werden, obwohl vermutlich sogar in gleicher Zahl vorhanden, als Ausnahme gemarkert und mein Bild vom „dunklen“ Deutschland wird gefestigt. Gauck sagt das ja auch.
Aber was nutzt es denn, wenn das „dunkle“ Deutschland offenbar besoffen (so eine Meldung in den öffentlich rechtlichen) rumrandaliert und die „hellen“ mit pädagogisch wertvollen Argumenten dagegenhalten? Ja, was nutzt es? Offenbar nichts. Also müssen die „hellen“ nun auch die „dunklen“ Parolen rausbrüllen, die Gegenseite auch diskreditieren und über einen Kamm scheren, sie gesellschaftsunfähig machen, ihnen den Job kündigen, sie sozusagen aushungern?
Aber ist es dann nicht so, wie es der Historiker Christopher Dawson gesagt hat: „Sobald der Mensch entscheidet, dass alle Mittel recht sind, um ein Übel zu bekämpfen, unterscheidet sich die Absicht nicht mehr von dem Übel, das es zu bekämpfen galt.“?
Und wie ist es mit der Politik? Muss Sie nun massenhaft gen Flüchtlingsheime wandern und betroffen schauen, soll sie schweigen oder lieber doch etwas sagen. Fakt ist, dass die Politik mittlerweile alles tun kann oder auch nicht – es ist selten bis nie recht. Das liegt vielleicht daran, dass sie nur noch Floskeln absondert, weil sie bei allem anderen eben auch gleich in irgendeine Ecke gestellt wird. Ich schätze, ich würde ähnlich handeln und reden.
Ich bin unsicher, wie zu verfahren ist. Erst einmal hab ich mir nun vorgenommen, meinen Filter zu wechseln: Nicht wegzuschauen, wenn’s „dunkel“ wird und vor allem dann hinzuschauen, wenn das Licht scheint. Denn das tut es in Deutschland eben auch, und zwar richtig hell. Und ich will lernen, beides zu wahrzunehmen und einzuordnen. Wir dürfen vor lauter Emotionen nicht die Ratio aus dem Blick verlieren. Wir müssen in der Tat selektieren, manchmal auch das kleinere Übel wählen oder, wie Macchiavelli es sinngemäß zum Ausdruck brachte: „Grausamkeiten muss man am Anfang begehen“.
Alles andere ist vermutlich Sozialromantik, die letztendlich aber nur dazu führt, das wir in komplette Schieflage geraten und keinem mehr geholfen ist. Und wir sollten die Beweggründe unserer teils grenzenlosen und selbstaufopfernden Solidarität kennen lernen. Ich vermute, dass es nicht immer nur um Flüchtlinge geht, manchmal geht es einfach auch um unsere eigenes seelisches Wohl – was legitim ist.
Am Ende sollte jetzt jeder tun, was in seiner Macht steht. Die Zivilgesellschaft das Ihre, die Politik das Ihre und beide sollten sich selbst und gegenseitig vertrauen, dass sie es können und wollen.
Bild: Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM) / pixelio.de
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