Grund zur Angst?
Die Frage bleibt natürlich: „Gibt es einen Grund, den Tod zu fürchten?“ Die Antwort bleibt auch: „Mal mehr, mal weniger, eigentlich Jain“ Dafür spricht die Theorie, dass es danach weitergeht, zumal besser weitergeht, wenn ich mal die Geschichte mit der Hölle außer Acht lasse, was ich tue. Dann bleibt nur noch ein Ort der Besinnung und der Frage, ob ich ein erneutes Mal auf die Erde (oder evtl. andere Planeten?) möchte oder für immer mein als geistiges Leben dasein möchte, das, wie Michael Landon einst als Engel auf Erden, anderen Menschen dabei hilft, gut zu werden.
Was sonst?
Die Theorie, dass nach dem Tod Schluss ist, weil eben alles, was das Leben ausmacht, hinüber ist, spricht vielleicht nicht zwingend für die Angst vor dem Tod, jedenfalls auch nicht dagegen. Was juckt es mich denn, wenn nach dem Tod nichts mehr kommt. Ich bekomme es ja nicht mehr mit und an meine erste Theorie, unendlich lange Tod zu sein und nichts zu spüren, glaube ich schon lange nicht mehr, weil spüren ja mit Leben verbunden ist und somit ich nicht unendlich lange sehenden Auges (oder hörenden Ohres) Tot sein kann. Ergo:
Es gibt keinen Grund, den Tod zu fürchten. Ich schließe mich also der allgemeinen spirituellen Theorie an, dass mir das Leben und dessen sinnloses Verstreichen wesentlich mehr Angst macht, als das Ableben.
Am Ende festzustellen, dass es noch soviel zu tun gegeben hätte, ich noch soviel hätte machen und bewirken wollen. Das ist wohl die größere Angst. Dagegen aber könnte ich ja etwas tun. Was bringt das ganze „könnte“, „hätte“, „sollte“ schon? Klar könnte ich und wäre ich, wenn ich hätte. Will und habe ich aber nicht. Die einzige Chance ist, es jetzt zu tun. Die Zukunft gehört mir.
Zukunft, auch so ein Begriff, der uns Menschen in die Wiege gelegt wurde, oder besser gesagt in die Großhirnrinde. Auch wenn es manchmal Sinn bringt, vorauszuschauen. Meistens tut es das nicht und dann lassen wir uns von einer Zeit beeinflussen, die noch nicht da ist durch Erlebnisse, die schon längst vorüber sind. Also tun wir Dinge, die wir nicht mögen, weil wir glauben, dass uns die Ergebnisse aus diesen ungeliebten Dingen gut tun. Wir quälen uns durch einen Alltag, um das Geld zu verdienen, mit dem wir dann in einen Urlaub fahren, in dem wir alleine deshalb unzufrieden sind, weil wir die ganze Zeit daran denken müssen, dass wir bald wieder die Dinge tun müssen, mit denen wir das Geld verdienen, das uns einen solchen Urlaub ermöglicht.
Dass die meisten Menschen, mit denen wir diesen Urlaub verbringen nicht nur aus unserer Umgebung kommen („Stell dir mal vor, wen ich auf den Ballearen getroffen habe…!?“), sondern ganz ähnliche Probleme haben, macht die Sache nicht leichter.
Ich bleibe dabei: Es gibt am Tod nichts zu fürchten, weil wir einfach nicht wissen, was wir fürchten sollen. Vielmehr scheint es mir, da ich mich gerade etwas intensiver damit beschäftige, ein PR-Trick des Verbandes der Psychotherapeuten zu sein, die ihre vielen Therapiesitzungen mit dieser imaginären Angst rechtfertigen wollen.
Es scheint eine Art Kulturgut zu sein, den Tod fürchten zu müssen, eine Behauptung, die wie einfach so aufgenommen haben, ohne Sie je zu hinterfragen. Es liegt wohl an uns, dieses Thema völlig neu aufzuziehen, neue Geschichten darüber zu erfinden, die uns den Tod vielleicht nicht begreiflicher, aber angenehmer und vielleicht sogar nützlicher erscheinen lassen. Die Natur wird sich schon was dabei gedacht haben, denke ich mir, und somit erfüllen wir nicht nur mit unserem Leben unsere Pflicht, dieses ganze Spiel etwas voran zu bringen, sondern besonders auch mit unserem Tod.
Und, wer weiß, vielleicht, wenn wir mal begriffen haben, dass es da gar nichts zu fürchten gibt, sondern vielmehr respektieren, dass jedes Spiel irgendwann mal zu Ende ist, weil nur so ein neues Spiel beginnen kann, dann gewinnen wir vielleicht auch etwas mehr Respekt vor dem Leben und allem was dazu gehört. Und dann hätten die doch wieder Recht, die Sie sagen: „Nur wer den Tod respektiert, versteht es auch, zu leben.“ Ich glaube, die Buddhisten haben es mal wieder gesagt.
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