Persönlichkeit
Es gibt viele Modelle, die unsere Persönlichkeit beschreiben. Ich beschreibe sie mit einem Mix aus Begabungen, Interessen und Bedürfnissen. Unsere Begabungen zeigen, was wir können, Interessen geben Aufschluss über das, was wir wollen und unsere Bedürfnisse treffen eine Aussage über das, was wir brauchen.
Wenn wir von Begabung sprechen, dann meinen wir meist etwas Außergewöhnliches. Mozart war begabt und Einstein war es auch. Dabei vergessen wir, dass solche Phänomene nicht allzu oft vorkommen. Ich möchte mich im Folgenden darauf einigen, dass alle Menschen Begabungen haben. Leider glauben viele nicht daran, geschweige denn, nutzten sie sie oder leben sie gar aus.
Interessen zeigen auf die materiellen Dinge, die uns interessieren. Bei dem Einen sind es die technischen Dinge, beim Anderen die philosophischen. Der eine programmiert gern, der andere analysiert Menschen. Unsere Interessengebiete bieten uns die Bühne, auf der wir unsere Begabung ausagieren können und müssen. Nicht jeder Analytiker wird Psychotherapeut und nicht jeder Naturfreund wird Biologe. Es gibt mittlerweile unzählige Berufe und Gebiete, in denen wir unsere Begabungen einsetzen können. So bleibt für den Analytiker auch das entwickeln von Computerprogrammen und für den Biologen die Imkerei. Jeder, wie er mag.
Und schließlich sind da noch unsere Bedürfnisse. Sie zeigen uns, was wir brauchen. Neben Luft, Nahrung, Schlaf, und Sexualität sind dies vor allem unsere Bedürfnisse nach Nähe oder Abstand, nach Chaos oder Ordnung, nach Freiheit oder klaren Regularien. In der Psychologie werden diese Bedürfnisse auch Werte genannt. Sie bilden vermutlich den stärksten Motor unseres Denkens und vor allem unseres Handelns.
Alle drei, Begabung, Interessen und Bedürfnisse spülen uns bestenfalls an den Strand, der all diese Teile befriedigen kann, schlechtestenfalls führt die Verleugnung dieser drei Bereiche dazu, dass wir ein Leben führen, das uns krank macht.
Jenes Verborgene und herrische Etwas, für das wir lange keinen Namen haben, bis es sich endlich als unsere Aufgabe erweist – dieser Tyrann in uns nimmt eine schreckliche Wiedervergeltung für jeden Versuch, den wir machen, ihm auszuweichen oder zu entschlüpfen, für jede vorzeitige Bescheidung, für jede Gleichsetzung mit solchen, zu denen wir nicht gehören, für jede noch so achtbare Tätigkeit, falls sie uns von unserer Hauptsache ablenkt – ja, für jede Tugend selbst, welche uns gegen die Härte der eigensten Verantwortlichkeit schützen möchte.
Krankheit ist jedes Mal die Antwort, wenn wir an unserem Recht auf unsere Aufgabe zweifeln wollen, wenn wir anfangen, es uns irgendwo leichter zu machen. Sonderbar und furchtbar zugleich.
Unsere Erleichterungen sind es, die wir am härtesten büßen müssen. Und wollen wir hintendrein zur Gesundheit zurück, so bleibt uns keine Wahl:
wir müssen uns schwerer belasten, als wir je vorher belastet waren.
– Friedrich Nietzsche –
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