Sprache als Konzept

Eines unserer wichtigsten Konzepte, die Welt zu beschreiben, ist die Sprache. Mit ihrer Hilfe ist es uns möglich, komplexe Sachverhalte beispielsweise in einem Wort darzustellen. Stellen Sie sich vor, es gäbe kein Wort für einen Hund. Wollten Sie nun erzählen, dass Sie einen Hund gesehen haben, müssten Sie sich ziemlich anstrengen, das Tier so zu beschreiben, dass jeder weiß wovon Sie sprechen. Alleine die Tatsache, dass Sie ein Wesen auf vier Beinen mit einem zotteligen Fell gesehen haben, das komische Laute von sich gegeben hat, beschriebe nicht einmal annähernd speziell einen Hund. Auch das Nachahmen der Laute führte wahrscheinlich nicht zum Ziel. Aus diesem Grunde hat der Mensch eine Art Systematik eingeführt.

Wir kategorisieren nahezu alles in spezielle Bereiche wie Tiere, Pflanzen, Mineralien im Bereich der Natur. Diesen Kategorien fügen wir Unterkategorien an wie Hund, Katze, Maus, Pferd, und all die anderen Tiere. Und auch diese Unterkategorien haben weitere Unterkategorien. Auf diese Weise können wir die Phänomene, die wir in dieser Welt wahrnehmen recht schnell kategorisieren und beschreiben.

Neben dieser objektiven Beschreibung kommt die subjektive hinzu. Die einen mögen Hunde und lächeln, wenn Sie davon erzählen, die anderen bekommen Angst. Hund ist also nicht gleich Hund, weder von seiner äußeren Beschreibung her noch von unserer inneren Repräsentation.

Zu diesem inhaltlichen Teil der Sprache, also die Bezeichnungen einzelner Objekte oder Situationen, kommt nun noch der formale Teil, also die Grammatik. Sie setzt die Wörter in Beziehung zueinander. Die Grammatik regelt die Zeit, in der das Erzählte spielt und Sie entscheidet, ob wir etwas befehlen oder fragen. Zu diesen eher technischen Eigenschaften der Sprache kommen nun noch Betonung und Lautstärke. Und zu den durch Schallwellen übertragenen Informationen gesellen sich noch Gestik und Mimik hinzu. Sie machen bestenfalls deutlich, ob es sich beim Gesagten um eine ernstgemeinte Aussage handelt oder beispielsweise um Ironie.

So komplex unsere Sprache ist, so sehr fehlen uns bei  manchen Dingen einfach auch die Worte – im wahrsten Sinne des Wortes! Das liegt daran, dass die meisten Worte mit entsprechenden Bedeutungen belegt sind. In Deutschland wird eine Fahrt in den Harz unter Umständen unbewusst mit dem unbeliebten Hartz IV gekoppelt. Ein unbefangener Umgang mit dem sympathischen Mittelgebirge ist nicht mehr so ganz ohne weiteres Möglich. Sprache macht deutlich und schränkt  zugleich auch ein.
Es fällt schwer, etwas zu leben, wofür wir keine Worte haben.  Ein Konzept ist allerdings erst dann leb- und vor allem vermittel- und erklärbar, wenn wir die passenden Worte dafür haben. Ansonsten laufen wir Gefahr, es nur unzureichend erklären und leben zu können. Noch schlimmer: Wir kommen erst gar nicht auf die Idee, es leben zu können, weil es, auf Grund der fehlenden Worte, gar nicht zu existieren scheint.

Wie nennen wir beispielsweise den Lebenspartner unseres Lebenspartners? In meinen Ausführungen habe ich den Begriff „Co-Partner“ eingeführt. Viele, wenn nicht die meisten Menschen, denen ich diesen Begriff erkläre, verstehen überhaupt nicht, was gemeint ist, weil es für Sie unmöglich scheint, dass eine solche Konstellation erlaubt, möglich oder  gar praktizierbar ist. Selbst wenn also ein Wort für ein Konzept gefunden ist, braucht es häufig viele Erklärungen, um seinen Sinn, eben das dahinterliegende Konzept, deutlich zu machen. Und selbst wenn das geschehen ist, so zumindest meine Erfahrung, muss man mit Anfeindungen rechnen, weil das Konzept derart ungewohnt ist, dass es an der Nicht-Akzeptanz der anderen scheitert.

Unsere Sprache und die Worte, die wir verwenden, sind aus unseren Erlebnissen und den daraus entstandenen Erfahrungen, Einsichten, Werten, Glaubenssätzen und auch Dogmen entstanden. Je mehr ein neues Konzept und die daraus entstandenen Worte an diesen Werten, Glaubenssätzen und Dogmen rühren, umso schwieriger wird es, sie zu erklären.

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