Abstraktion
Die Welt in der wir leben ist komplex und somit recht kompliziert. Dies mag ein Grund dafür sein, dass wir abstrahieren. Bei weniger wichtigen Dingen stellt das kaum ein Problem dar. „Die Straße ist gesperrt“ enthält alle wichtigen Informationen, die ein Autofahrer, der eben diese Straße befahren möchte, benötigt. Im Grunde ist es egal, warum die Straße gesperrt ist. Er wird, je nach Vertrauenswürdigkeit des Erzählers einen anderen Weg wählen.
Viele andere Aussagen bedürfen da schon einer längeren Erklärung. „Jens ist ein unangenehmer Mensch“ mag dem Zuhören mitteilen, dass der Erzähler Jens nicht mag, jedoch benötigt er zur weiteren Beurteilung weitaus mehr Informationen.
Wir abstrahieren also das Geschehen um uns herum auf ein Minimum, um damit umgehen zu können. Was für den, der abstrahiert, noch plausibel scheint, kann für den Zuhörer zur Meinungsbildung allerdings schon völlig unbrauchbar und unzureichend sein. Nun sollte man glauben, dass wir in solchen Fällen nach den genaueren Umständen Fragen. Manchmal ist das so, oft allerdings nicht. Wir nehmen die Informationen so auf, wie wir sie bekommen, besonders dann, wenn sie sowieso in unser Weltbild passen. Dann sogar wollen wir gar keine weiteren Informationen.
Professionell, beispielsweise durch Medien, aufbereitet, zweifeln wir gar nicht mehr am Wahrheitsgehalt. Wenn uns der seriöse Nachrichtensprecher erklärt, warum jetzt gerade Krieg sein muss, schalten wir unsere Zweifel gerne ab, nicht zuletzt, weil uns eine letztendliche Überprüfung der Sachverhalte nicht möglich ist. Es geht nur noch darum, ob die Information passt oder nicht.
Hier liegt auch der große Nachteil des Internets. Wir bekommen im Grunde alle Informationen, die wir für richtig halten, es ist nur noch eine Frage des Kanals (der Webseite) den wir aufrufen. Wikipedia macht es vor: Hier gab es bereits (geglückte) Versuche, gezielte Falschinformationen an den Mann zu bringen.
Kurzum: Unsere Sprache, so komplex sie sein mag, ist letzten Endes ungenügend, um unsere Emotionen 1:1 auszudrücken und unser Gehirn vereinfacht die Dinge ungemein, nicht zuletzt, weil es die wahren Ursachen und Zusammenhänge auf Grund der großen Komplexität kaum oder gar nicht erfassen kann.
Auch hier liegt das Problem nicht darin, dass es so ist, wie es ist, sondern darin, dass die wenigsten Menschen darum Bescheid wissen.
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