Was vom Tage übrig bleibt
Es ist mal wieder so weit: Der Feind betritt das Spielfeld, heute die EZB, morgen ein anderer. Und die Kontrahenten stehen Gewehr bei Fuß. Die Gegner sind alte Bekannte. Die einen sind links, die anderen rechts oder rechtstaatlich oder wie auch immer. Eine Richtung beschreiben diese Begriffe schon lange nicht mehr. Es ist auch irgendwie gar nicht mehr so richtig interessant, wer sich da gegenübersteht.
Nicht gesehen werden die, die tatsächlich etwas zu sagen haben, die sich mit der Thematik befasst haben und deren Schlussfolgerung ist, dass das, was da geschieht nicht gut tut. Heute ist das die EZB, morgen sind es andere. Immer geht es um die da oben und die anderen da unten. Man hat es sich auf seinen Ebenen gemütlich gemacht und kann sich auch gar nicht mehr so recht vorstellen, die Welt auch mal anders einzuteilen.
Wir befinden uns in einer Schieflage, und das schon seit langem. Wir verstehen uns nicht mehr, haben es vielleicht noch nie so richtig getan. Auf der einen Seite geht es nur noch um Macht (jaja ich weiß, vielen Politikern geht es auch um das Volk), den anderen um Machtlosigkeit (auch das kann mächtig machen). Da muss man nicht nur heute und nicht nur nach Frankfurt schauen, da kann man auch in Fußballstadien schauen, in denen (auch das soll es geben) kein Krawall herrscht. Hundertschaften an Polizisten stehen, gekleidet wie Darth Vader (Ich bin Dein Vater) am Spielfeldrand – böse Zungen behaupten, weil dass für sie die einzige Möglichkeit ist, Überstunden zu kloppen, um ihr mieses Gehalt aufzubessern – und machen so lange rum, bis halt endlich einer randaliert.
Ursache und Wirkung sind hier wie da schon lange nicht mehr klar.
Beide Seiten aber haben eines gemeinsam: keine Konzepte, die funktionieren. Die einen werfen Steine, die anderen Wasser. Jeder beschuldigt jeden und am Schluss gehen alle nach Hause und warten auf das nächste Event, das dann nach gleichem Muster abläuft: Feindbild suchen, draufhauen, den anderen beschuldigen. Wäre es nicht so brutal, wäre es fast schon langweilig, weil es so unendlich dumm und schnöde ist.
In der Therapie gilt der Grundsatz: wenn etwas nicht funktioniert, dann versuche etwas anderes. Hört sich klug an. Aber daran mangelt es an solchen Tagen irgendwie den Hauptakteueren. Und an Liebe und Verständnis. Dafür aber geht niemand auf die Straße, obwohl es genau das wäre, was hülfe.
Bild: Erwin Lorenzen / pixelio.de
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