Zufall
Als Zufall bezeichnen wir Ereignisse, für deren eintreten wir keinen offensichtlichen Grund – keinen kausalen Zusammenhang – finden können. Zufall passiert einfach so und wir haben keinen Einfluss auf ihn. Passieren uns unangenehme Dinge, möchten wir gerne die Regel dahinter entdecken, um sie zukünftig vermeiden zu können.
Bei positiven Ereignissen wiederum möchten wir gerne wissen, warum sie eingetreten sind, um sie möglichst häufig und vor allem gezielt herbeizuführen.
So oder so haben sich Menschen zu allen Zeiten bemüht, Erklärungen für die Dinge, die ihnen passieren, zu finden. Gesetze und Regeln machen das Leben unzufällig und damit berechenbar.
In einigen Bereichen ist das erfolgreiche geschehen und so können wir heute chemische Reaktionen, physikalische Ereignisse und andere Dinge kontrolliert ablaufen lassen, um nutzvolle Dinge für uns herzustellen.
Sobald allerdings die möglichen Ursachen für ein Ereignis überhand nehmen, wird es schwierig für uns, eine Regel dafür zu entdecken.
Nichts desto Trotz oder gerade deshalb verkaufen sich Wunschbücher, Bestellungen beim Universum, persönlichkeitsverändernde Lektüre und allerlei mehr wie warme Semmeln und füllen unsere Bücherregale. Sie zeigen uns auf, wie alleine das richtige Denken und Kommunizieren mit dem Universum Wünsche in Erfüllung gehen lässt und obwohl uns im Grunde klar ist, dass Wunscherfüllung eine sehr komplexe Sache sein muss, lassen wir uns auf die scheinbare Einfachheit gerne ein.
Und mal die Hand auf´s Herz: Wer hat nicht schon versucht, einen Parkplatz, die Traumfrau oder den Traummmann, Erleuchtung oder wenigstens viel Geld auf Bestellung und durch gezielte Beeinflussung des Universums qua Gedankenkraft zu erlangen?
Und nochmal Hand aufs Herz: Wie hoch ist die Erfolgsrate dabei (gewesen) und in wie fern lässt sich tatsächlich von dem Einen auf das Andere schließen.
Das Problem bei alledem ist nicht der Versuch, etwas Schönes herbeizuführen oder etwas Unschönes zu vermeiden. Es ist vielmehr die Gefahr einer entstehenden Zwanghaftigkeit, sein Denken und Handeln nur noch auf die (nicht immer plausiblen) Ratschläge der entsprechenden Literatur auszurichten und im Falle eines Fehlschlages in Sachen Wünschen weitere Literatur zu rate zu ziehen, die mit den Schlagworten „jetzt aber richtig..“ titeln.
Ziemlich schnell – so zumindest meine Erfahrung – ist man in der Dogma-Falle gefangen und zweifelt plötzlich gar nicht mehr die Berechenbarkeit des Lebens an, sondern allenfalls seine eigenen Fähigkeiten, richtig zu wünschen.
Die Kunst im Leben mag sein, es so zu nehmen, wie es kommt, das in seiner Macht stehende zu tun, dass es gut kommt und eventuelle Kausalitäten (oder Synchronizitäten, wie es C.G. Jung beschrieb) freudig hinzunehmen, ohne sie permanent herbeiführen zu wollen.
Durchaus kann dann eine große Last, ein Erwartungsdruck und vor allem eine Unzufriedenheit über nicht erfüllte Wünsche von einem fallen und zu dem führen, was wir doch eigentlich wirklich wollen: Zufriedenheit.
Ergo: Es ist zu überlegen, ob es die Unkontrollierbarkeit des Lebens ist, die uns so zu schaffen macht oder die immer größer werdende Sucht, es kontrollieren zu wollen.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!