Die Nachteile des Jenseits: Eine Diskussion mit dem Teufel
Angst vor dem Leben, wegen Angst vor dem Tod, oder auch, was nutzt das schönste Leben, wenn es früher oder später, meistens sowieso zu früh, wieder genommen wird und alles Erreichte hinfällig ist? Wofür und warum die ganze Plackerei, wenn am Ende eben selbiges steht? Früher hat den Menschen der Glaube geholfen. Der Glaube, dass die ganze Schinderei zum Eingang in den Himmel oder wahlweise in die Hölle, aber wenigstens irgendwohin verhilft. Es geht weiter – das war die entscheidende Botschaft, die uns die Religion vermittelte.
Im Laufe der Jahre und Jahrhunderte wurde diese eigentlich doch ganz schöne Aussicht von machthungrigen, bösen alten Männern pervertiert und im christlichen Glauben hat wohl mittlerweile auch der letzte, einigermaßen intelligente Mensch erkannt, dass hinter solchen Versprechungen weniger ein profundes Wissen, als ein manipulativ eingesetztes Machtmittel steht.
All den anderen Religionen, denen es nach wie vor gelingt, Menschen dazu zu bewegen, sich Bombengürtel um den Bauch zu binden (oder gar in die Brust implantieren zu lassen), um Einzug ins Nirwana zu erhalten, in dem dann die Freuden des Lebens auf ihn (oder sie) warten (warten auf Selbstmordattentäterinnen dann auch Jungfrauen oder sind es hochpotente Jünglinge), wird wohl irgendwann das selbe Schicksal ereilen. Auch hier wird die Tarnung auffliegen und sie wird unzählige Menschen hinterlassen, die nach dem verlorenen Sinn suchen.
Vielleicht reisen dann Heerscharen enttäuschter Islamisten nach Indien und lauschen dem Singsang der dortigen Gurus, besuchen Encounter-Gruppen und werden zu mittelmäßigen Buddhisten. Und Dalai-Lama-Bücher würden sich auch wieder (oder noch besser) verkaufen.
Unsere heutige Welt scheint aufgeklärt, sicher forciert durch die Errungenschaften der Wissenschaft. Der Preis, den wir dafür bezahlen müssen, ist hoch. Wir glauben nur noch, was wir selbst auch wahrnehmen und darüberhinaus auch noch erklären können. Alles andere wird belächelt und aus dem Leben ausgeschlossen. Scheinbare Zusammenhänge, die wir nicht erklären können, werden dem Zufall, dem Aberglauben oder, bestenfalls, der Mystik zugeschrieben. Man darf an Sie glauben, sollte aber nicht darüber sprechen, es sei denn, man kann mit dem Sigel „esoterischer Spinner“ leben.
Der Preis für die Wissenschaftsgläubigkeit ist der Verlust des Glaubens an etwas, was unserem Leben Halt und Sinn gibt. Für die Einen ist das Gott, für die Anderen das Universum oder der Kosmos. Die Nomenklaturen sind verschieden, der Zweck ist der selbe: Zugehörigkeit, Sinn und Trost. Es ist eine Schande, dass der Wunsch nach diesen Atrributen mit Füßen getreten werden darf, sowohl von der Wissens- als auch von der Glaubensseite.
Mir würde der Glaube an einen Gott oder sonst eine Macht, helfen. Eine Instanz, die nicht nur mein Leben regelt, sondern auch alles darüber hinaus. Sie müsste mir ja nicht verraten, wie es weitergeht. Es würde mir schon helfen, zu wissen, dass es weitergeht, irgendwie und irgendwo. Dann würde ich den Tod und den damit einhergehende Verlust meines (bisherigen) Lebens vielleicht immer noch betrauern, könnte mich aber auch gleichzeitig auf ein neues Abenteur freuen.
Abschiede sind sowieso nicht mein Ding. Ich mag das Rumgedruckse bis zum Eintreffen des Zuges nicht und auch nicht das Gewinke, bis der Zug endlich abfährt. Ich mag auch die ersten Minuten im Zug nicht aber ich mag die darauf folgende Zeit des Unterwegs-Seins. Und wenisgtens weiß ich, dass ich irgendwo ankomme.
Das nach der Abfahrt aus dem Bahnhof meines Lebens zu wissen, würde mir schon reichen. Der Rest ergäbe sich dann sowieso und einer Diskussion mit Engeln oder gar dem Teufel sähe ich vergleichsweise gelassen entgegen.
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