Konzepte für die Liebe

Liebe soll an dieser Stelle gleichbedeutend mit Gemeinschaft, Zuwendung und Nähe verwendet werden. Sie äußert sich in der romantischen Liebe, wenn wir einen Partner finden, mit dem wir einen Teil unseres Lebens verbringen und vielleicht den Wunsch nach Kindern erfüllen wollen, genauso aber auch in unserem Bedürfnis nach Freundschaften und Bekanntschaften, die uns Anerkennung, in welcher Form auch immer, geben. Paradoxerweise finden sich Menschen auch dann wenigstens erkannt, wenn sie geschlagen und schlecht behandelt werden. Immer noch besser, als einsam zu sein, dulden Sie Demütigung und Verachtung. Abgesehen von dieser pervertierten Sucht nach Nähe finden sich natürlich auch weitaus angenehmere Konzepte für Partnerschaft aller couleur in unserem Repertoire.

Beim genauen Hinschauen allerdings bleiben nicht wirklich viele Konzepte übrig, und wenn es 1000 wären, so wären es immer noch viel zu wenige. Man muss – wenn überhaupt – nicht weit in der Zeit zurück gehen, um im Grunde ein einziges, gemeinhin anerkanntes, gültiges Konzept für Zusammenleben zu finden. Die Rede ist von der Ehe zwischen Mann und Frau. Spätestens nach der Erwartung eines Nachkommens war es unerlässlich, in dieses Konzept einzusteigen, wollte man nicht das Geschwätz der Nachbarn ertragen.

Der Begriff der alleinerziehenden Mutter hört sich nicht nur scheußlich an. In ihm schwingt auch immer das Problembehaftete mit. Leben am Existenzminimum, kein Vater, zumindest kein pünktlich zahlender, Stress mit den Arbeitgebern,  und welche Geschichten noch so um dieses Konzept kreisen. Kein schöner Begriff für die Aufgabe, Erzieherin und Geldbeschafferin in Personalunion zu sein.

Der Begriff der wilden Ehe wird heute so nicht mehr verwendet, allerdings gibt es auch keinen adäquaten neuen Begriff. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war es nicht einmal möglich, eine Wohnung an Menschen zu vermieten, die nicht heiraten wollten, ohne der Kuppelei bezichtigt zu werden. Heute spricht man von nichtehelicher Lebensgemeinschaft oder einfach Lebensgemeinschaft (ohne Trauschein). Die Pflicht, sich erklären oder gar rechtfertigen zu müssen, schwingt bei beiden Begriffen noch mit, auch wenn diese Gemeinschaften rechtlich mittlerweile wenigstens teilweise Anerkennung finden.

Noch schwieriger wird es bei gleichgeschlechtlichen Paaren, auch wenn diese sich heute verpartnern dürfen, ebenfalls mit einer teilweisen rechtlichen Anerkennung. Die meisten haben in Ihrer Sozialisation eben die Ehe zwischen Mann und Frau kennengelernt und haben sich nun selbst um ein geeignetes Konzept zu kümmern. Nicht zuletzt ist dies notwendig, da alleine die Mischung der Geschlechter ganz andere Herausforderungen an eine Partnerschaft stellt, als eine Gemeinschaft zwischen gleichen Geschlechtern. Daran ist nun auch nichts Schlimmes, müssten sie sich, zumindest in ländlichen Gebieten, Schwule und Lesben neben der Herausforderung, ein stimmiges Konzept des Zusammenlebens nicht auch noch um die Abwehr von Angriffen weniger toleranter Menschen kümmern.

Nun soll dies hier kein politisches oder gar moralisches Pamphlet für Respekt und Toleranz werden. Jeder Mensch wird, wie bereits ausgeführt, mit Menschen anderer Meinung zu kämpfen haben, will er ein ungewöhnliches Lebenskonzept leben. Von daher sei dies ein Aufruf, selbstbewusst und vorurteilsfrei an seine eigenen Bedürfnisse heranzutreten, um sie bestmöglich in der Welt zu befriedigen, auch gegen den Widerstand anderer. Und schließlich ist es auch die Aufforderung, immer wieder auch vor der eignen Haustüre zu kehren und achtsam mit dem Lebenskonzept anderer umzugehen, auch wenn wir nicht damit einverstanden sind.

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