Zu schnell vorbei

„Heute ist der Tag, von dem wir später reden“, singt Clueso. „Zu schnell vorbei„, sinniert er. Ja, zu schnell vorbei, das bringt es wohl auf den Punkt. Zu schnell vorbei sind die Dinge, die uns am Leben halten und letzten Endes auch das Leben selbst. Nun, dessen sind wir uns selten bewusst, was uns das Leben manchmal leicht macht, manchmal auch schwer, nämlich dann, wenn es vorbei ist und wir traurig und wütend und hilflos sind, wenn es vorbei ist. In diesen Momenten wünsche ich mir, ich hätte beizeiten daran gedacht, dass es zu schnell vorbei ist.

Ich erinnere mich an meinen Vater, vor seinem Tod, als ihm auffiel, dass er die Dinge, die er plötzlich nicht mehr tun konnte, ein letztes Mal tat, nur kurze Zeit zuvor.

„Zu schnell vorbei“, hätte er sagen können, hat er auch und hat auch nichts mehr genutzt. Blieb nur noch, die letzten Dinge, die er noch tun konnte, auch zu tun, bis er wieder sagen musste: „zu schnell vorbei“.

Warum ist es so, dass wir immer dann merken, dass die Dinge zu schnell vorbei sind, wenn sie vorbei sind?

Japan, tausende Tote, Leidende, Verstrahlte – zu schnell vorbei. Die Medien sind gnadenlos, wenn es um den Kampf um Leser geht.

Libyen begann nach Tunesien und Ägypten ebenfalls mit seiner Revolution. Das war revolutionär. Jetzt ist es nur noch ein Krieg, in den, wie man heute weiß, Amerika schon seit längerem involviert gewesen ist. Zu schnell vorbei – das Wunder der Revolution. Erstaunlich wie schnell die Regierenden es schaffen, die Welt und ihre Bewohner zu entzaubern.

Und irgendwann werden wohl die meisten Menschen, gleich wie Ihr Leben verlaufen ist, „zu schnell vorbei!“ als letzten Ruf in die Welt setzen. Zu viel an Dingen aufgerieben, die in den Momenten, in denen etwas zu schnell vorbeigegangen ist, genauso unwichtig werden, wie sie zum Zeitpunkt des Geschehens wichtig waren.

Zu schnell vorbei sind sie, die schönen und die schrecklichen Momente, denn im nachhinein waren sie alle wichtig und richtig und gut.

Allenfalls die verstrichenen Momente sind es, die nicht schnell genug vorbei gehen können und die doch nur deshalb entstehen weil wir, statt das Leben zu genießen, nach hinten schauen und wehmütig ausrufen: „zu schnell vorbei!“

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