Buddhisten mit Stihl
Ich muss immer lächeln, wenn ich ihn sehe, diesen kleinen, dicken, ewig schmunzelnden Heiligen aus dem buddhistischen Wunderland, den Buddha. Und obwohl der wohl gar nicht dick war und vermutlich auch nicht ständig gelächelt hat, wird man trotzdem nicht müde, Wohnungen und Wände mit ihm zu dekorieren, Bücher über ihn zu schreiben und in den von ihm gegründeten Glauben zu konvertieren.
Das hat Madonna bereits getan. Und Richard Gere. Und ganz viele andere Menschen, die tatsächlich glauben, im Buddhismus wäre nie Blut geflossen, gäbe es keine Machtkämpfe, keine Dogmen und Diskriminierungen. Dabei dreht sich Buddha vermutlich täglich mehrmals gleichzeitig mit seinen religiösen Gründergenossen im Grabe rum, wenn er all das Leid sieht, das seinetwegen verursacht wird, in einem Grab freilich, das nicht wirklich existiert, beziehungsweise von dem es so viele Verortungen wie Geburtsorte und sonstige Lebensstationen von ihm übers Land verteilt existieren. Religionen sind schon was Verrücktes und die Welt wäre friedlicher ohne sie. Das Leben ist eben paradox.
Und da wir schon einmal beim Paradoxen sind, da hat der Buddhismus einiges zu bieten. So zum Beispiel den Kōan, der in Satz- oder Versform aufgabengleich gestellt wird und dessen Sinn sich weniger mit Worten als mit Intuitionen, mit Gefühlen erschließt. Somit ist er nur äußerlich gesehen sinnlos, tief im Inneren, ganz tief, da macht er … Sinn. Ein Mönch fragte Tozan: „Was ist Buddha?“ Tozan antwortete: „Drei Pfund Flachs“. Das macht Sinn. Intuitiv, versteht sich, ganz ohne Worte.
Und dann gibt es da noch diese Übungen, die uns, ähnlich wie die Kōans, zeigen sollen, was der Sinn des Lebens ist. Meine liebste Übung ist „fege den Wald“. Sie soll zeigen, dass das Leben nie fertig ist, dass es gar nicht ums Fertigwerden geht, sondern ums Tun.
Und was haben wir hier in Deutschland Meister der Kōans und buddhistischer Übungen. Unvergessen Rainer Brüderle (rottrottgrün) oder Flip Rösler (der Wietzekanzler) oder, natürlich, Angela Merkel, mit ihren unvergessenen Kōans wie: „Man braucht das Schweigen, um klug reden zu können.“, der erst dann zu einem Kōan wird, wenn man sie sagen hört: „Ich könnte nicht Politikerin sein, wenn mir das Schweigen lieber wäre als das Reden.“ Da merkt man ganz deutlich, wie buddhistisch wir hier im Westen alle schon sind, wie gelassen wir es praktizieren, nicht fertig sein zu wollen, um stattdessen das Tun zu feiern, das wahre Leben, das ja auch nie fertig wird und sich immer wieder von neuem entfaltet. Klaus, alles wird gut mit Deinem BER und auch die Hamburger Elbphilharmonie steht in buddhistischer Tradition – mögen beide nie fertig werden, dem Leben zuliebe.
Und auch in meiner Nachbarschaft habe ich schon Buddhisten gesehen. Mit einem Laubsauger mühte sich der eine Buddha ab, seinen Bürgersteig auch vom letzten Blatt zu befreien, das der Herbst an den Strand des Winters geweht hat. Schmerzverzerrt (das sollte sich im Laufe der Übungen geben) schaute er noch auf die letzten, widerspenstigen, durch die Nässe fest mit dem Beton verbundenen Blattreste, wohl aber schon in der Ahnung, nie fertig zu werden, stattdessen eben im stetigen Fluss bis zum Frühjahr sich den Mühen des Lebens hingebend.
Da hats mein anderer Nachbar schon eher verstanden, wenn er stoisch dasteht, mit seinem Laubbläser der Bäume Abfall von A nach B pustet, statt sie in einen Beutel zu saugen, wohl wissend, dass alles Wandel ist, alles Veränderung, alles egal.
Und so überlege ich nun auch, zu konvertieren, mich dem Fluss des Lebens hinzugeben, alles Streben hinter mir zu lassen und auch oberflächlich tiefgründiges, Laub zu saugen oder gar zu blasen, zu reden oder zu schreiben als gäbe es kein Morgen, das Gestern ist der Weg zum Ziel der Ewigkeit im Plätzchenbacken der Gefühle immerdar … hä? Eben!
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