Ich atme gaaanz tief durch
Der Welt für kurze Zeit entfliehen
langsam erschlaffen meine Muskeln, ich gehe durch diesen langen, dunklen Gang, an dessen Ende sich eine Tür befindet. Ich kenne diese Tür. Sie ist weiß und hat eine goldene Klinke. Ich weiß dass, wenn ich diese Klinke nun herunterdrücke, ich in eine Welt komme, in der alles gut ist. Alles perfekt, so wie ich es will.
Ich drücke die Klinke herunter und es strömt ein unendlich schöner Duft durch den entstehenden Spalt. Es riecht nach Wiese, nach Apfel und Kirschblüten. Grillen zirpen und Vögel zwitschern. Ich schiebe die Tür langsam auf, um mich an dieses wunderbare Licht zu gewöhnen.
Jetzt trete ich ein in diese laute Stille und suche meinen Platz, an dem ich immer sitze. Da ist er ja. Ein Baum. Ein Apfelbaum mit dickem Stamm und einer Bank, die um ihn herum gebaut ist. Eine Bank aus glattem Holz. Hier sitze ich, wenn ich mich entspannen will und hier setze ich mich hin, mitten in meiner Welt.
In dieser Welt vertragen sich nicht nur die Tiere, sondern vor allem die Menschen, obwohl die gar nicht vorkommen in meinem Tagtraum, denn da bin nur ich, und mein Baum, und die grüne Wiese. Die Häuser wähne ich irgendwo auf der grünen Wiese zwischen den Bäumen. Ich stelle mir vor, wie ich nach freudig getaner Arbeit genüsslich etwas esse und dann zu meinen Mitmenschen gehe, um den Abend mit ihnen zu verbringen.
Gleich wie, ich bin geborgen in dieser Welt, bin nie einsam, höchstens alleine und das ist gut. Ich und mein Baum, und die Bank um diesen Baum. An diesem Baum denke ich dann, wie die Welt da draußen so aussieht, verstehe nicht, warum es da so aussieht und kann es hier auch mal gelassen hinnehmen.
Ich atme tief ein und ganz laaangsaaaam auuuuuussssss
Hinnehmen, dass Menschen sich gegeneinander aufwiegeln lassen und abschlachten, wegen Dingen, die irgendwann einmal geschahen, wo und warum, das weiß niemand so genau, allenfalls die Geschicht(s)(en)schreiber, aber die sitzen nicht in machthungrigen Regierungen oder sogenannten gottesfürchtigen Kadern, in denen den ganzen Tag derart gegen diesen Gott gelästert wird, dass sie sich eigentlich selbst …. nein, dieser Gedanke hat hier und jetzt keinen Platz.
In dieser Welt da draußen wüten Machthaber einfach rum, erzählen Dinge, von denen jeder weiß, dass sie gelogen sind, und nichts unternommen wird, weil niemand diesen in den letzten Monaten so gerne zitierten Dank unserer Staatenbündnisse friedlichen Zustand, in dem sich die westliche Welt befindet, zerreden will. Dabei sind wir in Europa schon lange nicht mehr friedlich. Wir halten allenfalls still.
Ich stelle mir nun vor, direkt durch mein Herz zu atmen, stelle mir vor, wie der eingeatmete Sauerstoff jeden teil meines Körpers durchflutet und beim Ausatmen allen Schmutz mit sich nimmt und abgibt. Ich lächle dann sanft in meine Fassungslosigkeit ob des Sieges dieser Dreistigkeiten hinein und erkenne, dass ich nicht meine Gedanken bin. Ich ziehe mich auf dieses beobachtende Selbst in mir zurück und schnalze mitfühlend mit der Zunge. Ganz leicht. Das beruhigt.
Und wieder eeeeeiiiiinnnn
Ich atme nun die Luft durch meinen Kopf einen Kanal in meinem Körper entlang in die Erde und gehe mit meinen Gedanken zu denen, die sich völlig kenntnislos über all das aufregen, sich auf die Seite der Totalitären schlagen, vielleicht, weil sie die deutliche Unterwerfung klarer Regeln beruhigender finden, als das demokratische Ausdiskutieren in unseren Breiten. Lieber nach einfachen Regeln verloren als nach komplexen nicht gewonnen.
Ich atme weiter in all meine Körperteile und lasse auch diesen Gedanken ziehen. Da kommt der nächste schon, der mich fragt, ob die Welt je wieder gut wird oder überhaupt je gut war, vielleicht nur vor den Zeiten des Internet überhaupt gut gewesen ist, als es noch kein Medium gab, das alle Gedanken niedriger Dichte nach oben spült. Physik eben.
Ich weiß wohl, dass ich diese Welt bald wieder verlassen muss, in ein paar Minuten, wenn die Musik zu Ende ist, die Stimme mich anleitet, langsam zurückzukehren, meinen Baum zu verlassen, die Wiese und all das. Ein Ort, den ich gerne all jenen anbieten möchte, bevor sie in heilige Kriege ziehen oder Praktika im Namen Allahs machen.
Wer ist eigentlich dieser blutrünstige Allah? Findet der das wirklich gut? Warum hat der so viele dumme Menschen erschaffen? Ist er dann doch nicht perfekt, oder ist er es grade deshalb? Ich kann leider kein Arabisch, sonst hätte ich ihn mal gefragt. Aber unser Gott ist ja auch nicht besser. Der mag halt keinen Schwulen und so. Ob die beiden sich kennen?
Ich atme weiter
Und dann bin ich auch schon wieder bereit, zu gehen, verlasse meine Bank und bewege mich langsam wieder auf meine Tür zu, die mit dem goldenen Türgriff. Ich weiß, dass ich dann wieder in dieser anderen Realität bin. Aber dann bin ich ja auch wieder gewiss, dass es da einen Ort gibt, an den ich mich zurückziehen kann.
Ich öffne meine Augen, atme kurz durch und dann bin ich auch schon wieder da, ganz frisch und klar! Und mit mir sind alle die auch wieder da, die ich eigentlich nur aus den Medien kenne, aus den Medien, deretwegen sie ja sowieso nur bekannt sind, ohne die kein Schwein sie wirklich kennen oder kennen wollen würde, außer natürlich den armen Schweinen, die Ihre Identität aus dem Ruhm anderer nähren oder sich sonstwie Vorteile erhoffen, wenn sie sich anbiedern..
Und dann weiß ich auch, dass ich schon ganz bald schon wieder zu meinem Baum zurückkommen werden, um für ein paar Minuten gaaanz tief durchzuatmen.
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