Guten Tag, ich will mein Leben zurück
Es war einmal – Nichts. So vermutet man. Und dann kam der Urknall. Auch das vermutet man. Und dann entwickelte sich so etwas wie Leben. Erst ganz klein. Einzeller. Dann größer. Mehrzeller.
Dann kamen Dinosaurier und all das, worüber wir heute in 3-D-Kinofilmen so staunen. Danke, Mr. Spielberg. Und dann kam wieder so etwas wie ein Urknall. Diesmal war es wohl ein Komet, zumindest ist das die einfachste Erklärung. Alles auf Start, zumindest was 99% der bis dato existierenden Lebewesen betraf. Das Ganze, in wenigen Zeilen dargestellt, spielte sich wohl in Jahrmillionen ab. Dieser Komet (vermutlich) ebnete den Weg für die Lebewesen, die sich heute, nicht mehr allzu laut, gerne als „Krone der Schöpfung“ bezeichnen.
Doch bevor es soweit war, gab es Lebewesen mit etwas weniger Hirnschmalz. Ein paar Prozent, die den einen die Fähigkeit zur Planung gaben. Die sitzt in der Hirnrinde. Am Anfang waren diese menschlichen Wesen wohl noch nicht so richtig in der Lage, ihre Umgebung und die Geschehnisse in ein ordentliches Muster einzuordnen. Sie reagierten vermutlich auch nur auf dass, was so passierte. Doch dann fanden Sie heraus, dass sie mit Zunge, Lippen und Stimmbändern mehr als nur „Uuhh“ sprechen konnten, entwickelten die Sprache und damit die Fähigkeit, zwischen „Gut“ (Leben) und „Schlecht“ (Tod) noch viele andere Zustände zu beschreiben. Feuer war also nicht per se tödlich, sondern konnte genutzt werden. Die Welt wurde differenzierter betrachtet, auch wenn spätere Generationen über die Erklärungen der ersten (und auch späteren) Menschen lachen sollten, weil Sie so viel schlauer sind.
Naturphänomene wurden mit dem Zorn der Götter erklärt und ferne Galaxien, die in Form kleiner Punkte am Himmel zu sehen waren wurden in direkten Zusammenhang mit dem Schicksal auf der Erde gebracht. Blei konnte damals noch zu Gold verwandelt werden und zwischen Himmel und Erde gab es mehr Dinge als die, die man sehen (oder fühlen, schmecken, riechen und tasten) konnte. Zumindest gab es einen Gott und das Leben nach dem Leben.
Und dann kam die Aufklärung, deren Ziel es sein sollte, all das, was man bisher nicht erklären konnte, erklären zu können oder als noch nicht erklärbar zu deklarieren. Auf die anfängliche Euphorie, nun endlich Methoden zu haben, mit denen die Welt en Detail erfassbar wurde, wurde allerdings in gleichen Maßen Ernüchterung über das, was durch all die Mess- und Erklärbarkeit genommen wurde, laut.
das ist wohl der Status Quo.
Wir freuen uns zu Recht über die Errungenschaften, die uns die Wissenschaft beschert hat, haben aber lange nicht gemerkt, dass wir Stück für Stück dafür etwas abgeben mussten. Das Wissen über die Welt mag zwar immens ausschauen, doch insgeheim spüren wir, dass mit der Ansammlung von Wissen unser Unwissen genauso groß wird. In dem Maße, in dem wir Wunder aufklären, kommen neue hinzu, nur, dass wir diese nun nicht mehr selbst aufklären dürfen, ohne als esoterische Spinner oder als ewig Gestrige bezeichnet zu werden.
Der Verdruss über die Aufklärer mag natürlich auch daraus resultieren, dass das von ihnen entworfene Modell der Welt immer weniger zu funktionieren scheint. In der ersten Euphorie gegebene Versprechen wurden nicht eingelöst und werden es vermutlich auch nie. Wir werden nach wie vor krank, wir bekriegen uns weiterhin, immer weniger Menschen scheinen von der bestehenden Weltordnung zu profitieren und ständig kommt wieder ein blödsinniger Wissenschaftler um die Ecke, der uns mit irgendwelchen Experimenten einen Glauben nach dem anderen austreiben will, kaum ist er ausgesprochen.
Ergo: Wir brauchen wieder einen Bereich, in dem wir selbst Wissenschaftler sein dürfen, in dem wir das Recht haben, Teile der Welt selbst zu erklären, ohne dass ständig jener Wissenschaftler um die Ecke kommt und den Gegenbeweis antritt. Wir müssen uns das Leben mit allen erklärbaren und vor allem den unerklärbaren Dingen wieder zurückerobern, wir müssen wieder lernen zu glauben (an was auch immer) und darauf zu vertrauen, dass es eben Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die nur wir uns selbst erklären können und dürfen.
Guten Tag, ich will mein Leben zurück (Wir sind Helden)
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