In die Sonne schauen

Der Tod ist ein dem Menschen immanentes Thema. Natürlich, denn, wie jedes Lebewesen auf dieser Erde, ist er ihm früher oder später garnatiert. Vielleicht ist er sogar die einzige Spezies, die sich derart bewusst über diese Garantie sein kann und einiges unternimmt, den daraus entstehenden Schmerz erträglicher zu machen.

“Doch wie”, so fragt sich Mensch, “kann es mir gelingen, den Schmerz über ein solch naturgemäß existenzielles Thema, auch nur annähernd zu lindern?”

Irvin D. Yalom ist wahrlich kein unbeschriebenes Blatt. Er gilt als einer der einflussreichsten Psychoanalytiker Amerikas und hat neben zahlreichen Fachbüchern (z.B. das Standardwerk über die existenzielle Psychotherapie) auch Bestseller in Belletristik geschrieben ( “und Nietzsche weinte“, “Die Schopenhauer-Kur“), in denen er Themen aus Psychotherapie, Psychoanalyse und Philosophie zu spannenden Geschichten, vermischt mit biografischen Elementen, verarbeitet.

In diesem Buch nun nimmt er den Tod ins Visier und beschreibt unsere Ängste darüber genauso gut, wie mildernde Gedanken, Einsichten und Blickweisen, die helfen können, das Thema in einem anderen Licht zu betrachten.

Den Tod auszuklammern, so viel steht für ihn fest, bedeutet nicht zuletzt, mehr an ihm zu leiden, als man es täte, schaute man ihm beherzt ins Gesicht. Für diesen genauen Blick liefert Yalom sehr persönliche, vor allem aus seiner jahrzehntelangen praktischen Arbeit entstandene Bilder, die ihm und seinen Patienten geholfen, ja, sie unter Umständen sogar geretttet haben.

Denn, so Yalom, eine nicht angeschaute Todesangst wird zu einer umso stärkeren Lebensangst.

Einen Teil seines Buches widmet er so auch der Therapie und dem Umgang mit dem Tod in der therapuetischen Praxis. Das macht das Buch natürlich auch und besonders für die lesenswert, die in beratenden oder therpeutischen Berufen tätig sind. Für diejenigen, die dies nicht sind, ist das Kapitel über Therapie genauso erhellend und erleuchtend, finden sie doch hier ganz alltägliche, praxisnahe Berichte über Menschen mit Todesangst und vor allem über Lösungen, zumindest für den Einzelfall.

Yalom brilliert nicht nur durch seine unermessliche Erfahrung mit Menschen, sondern auch mit dem offenen Umgang seiner eigenen Ängste zu diesem Thema und profitiert zudem von seinen schriftstellerischen Talenten, die er nicht nur im Fachbuchbereich erfolgreichst unter Beweis gestellt hat (siehe oben).

Er geht einfühlsam mit einem schweren Thema um und gibt wertvolle Anstöße zu einem Umgang mit dem Thema Tod.

Für die Praxis ein ebenso lesenswertes Buch, wie für das ganz “normale” Leben, Tod inbegriffen.

In die Sonne schauen (Wie man die Angst vor dem Tod überwindet) – Irvin D. Yalom

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