Ich habe mich mal mit dem Thema „Tiere Essen“ durch Lesen des gleichnamigen Buches befasst.
Erst einmal: ein gutes Buch, nicht dogmatisch geschrieben, gespickt sogar mit allerlei witzigen Bemerkungen und stets auch bemüht, die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen.
Und noch mal vorweg: Ich esse noch Tiere, bin also nicht ad hoc zum eingefleischten Vegetarier geworden (dieses Wortspiel sei mir erlaubt), denke aber durchaus anders über das Thema.
Zur Sache:
Ja, die meisten Tiere, die ich und Sie und wir essen sind auf eher uncharmante Weise aus diesem Leben getreten. Sie müssen von Beginn an eher Leiden, als dass sie die Chance haben, ein angenehmes Leben zu führen, selbst wenn man in Betracht zieht, dass sie zunächst von ihrem jähen Ende nichts ahnen.
Ja, die meisten Tiere leben nicht nur ein uncharmantes Leben, sondern quälen sich durch die paar Wochen oder wenige Monate, in denen sie auf unnatürlichste Weise zu einem Gewicht hochgezüchtet werden, das sich nicht mal der liebe Gott erträumt hätte.
Ja, die meisten Tiere werden am Ende ihres Lebens auf wirklich schändliche Weise getötet (wenn sie Glück haben) oder sterben schließlich erst an den Folgen der Schlachtung (wenn sie Pech hatten, was nicht wenigen so ergeht).
Ja, die meisten Tiere bescheren uns neben dem Fleisch, das uns ernähren soll auch noch eine Menge anderer Stoffe, die sozusagen gratis frei Haus geliefert werden: Antibiotika, Stresshormone und vor allem Wasser, das nach dem Braten denselben um die Hälfte schrumpfen lässt. Außerdem schmecken sie nicht selten nach Fisch, weil man sie mit Fischmehl ernährt oder, wie es in gut unterrichteten Kreisen heißt: mit zahlreichen Omega-3-Fettsäuren (die zufälligerweise im Fisch enthalten sind).
Aber es gilt auch, sich die Frage zu stellen, wie wir die vielen Milliarden Menschen ernähren können, ohne Monokulturen im pflanzlichen wie tierischen Bereich zu züchten, mit dem Unterschied, dass Pflanzen (bis heute wenigstens) nicht schreien und sich gequält fühlen können.
Genauso gilt es, diejenigen aus diesem wirklich großen Drama herauszunehmen, die nach wie vor ordentlich mit Tieren umgehen, um sie am Ende so sanft wie möglich zu schlachten. Das dies nicht durch Gesänge und zur Freude der Tiere geschieht ist klar, tat es allerdings noch nie. Töten ist ein gewaltsamer Akt, das liegt in der Natur der Dinge.
Und so halte ich das Essen von Tieren, trotz bestehender (vegetarischer) Alternativen auch nach wie vor für keinen primitiven und schon gar keinen unnatürlichen Akt.
Es lohnt jedoch allemal, sich seine Gedanken um das Essen von Tieren zu machen, Gedanken darüber, wo die Tiere herkommen und vor allem auch darüber, ob es tatsächlich das tägliche Schnitzel (Hühnchen, etc,) für einen Euro sein muss oder ob es zukünftig vielleicht auch mal nur alle drei Tage das Schnitzel für fünf Euro sein darf, bei dem ich mir aber sicher bin, dass es aus nachhaltiger, biologischer Züchtung kommt.
Damit ist natürlich die Ursprungsdiskussion, die neben den teils barbarischen Zucht- und Schlachtmethoden vor allem prinzipieller moralischer Natur sind, nicht beendet.
Also ich gestehe: ich habe keine moralischen Bedenken, Tiere zu essen, wohl aber Probleme, Tiere aus derart unglücklichen Verhältnissen zu konsumieren. Jedoch mache ich mir um meine Ernährung nach diesem Buch nicht nur (wieder) Gedanken, sondern es arbeitet in mir durchaus auch insofern, als dass ich mir Gedanken um (m)ein neues Ernährungskonzept mache, in dem Nachhaltigkeit und auch Menschlichkeit eine große Rolle spielen.
Und ungeachtet dessen, ob ich weiter Fleisch essen werde oder nicht, wird dieser Aspekt bei meiner Ernährung zukünftig eine große Rolle spielen. Es wird wohl nicht so sein (und ist es ja auch nicht gewesen), dass ich nun von heute auf morgen aufhöre mich von Fleisch zu ernähren, sondern ich gebe mir die Zeit die ich brauche, um meine Ernährung umzustellen, so dass diese Umstellung wirklich aus freiem Willen und nicht aus einer anfänglichen Empörung heraus erfolgt, die sowieso viel zu schnell verblasst und am Ende nur bewirkt, dass aus einer kurzen vegetrarischen Zeit wieder eine sorglose Allesesserzeit wird.
So viel Zeit und Verstand muss sein und: ich werde berichten.