Social media, oder wie facebook aus uns kleine Kinder macht.
Hambacher Forst? Keine Ahnung, was das ist oder wo der ist, aber scheinbar ein wichtiger Wald, der die Gemüter erzürnt. OK, ich überspitze, oder?
Hambacher Forst? Keine Ahnung, was das ist oder wo der ist, aber scheinbar ein wichtiger Wald, der die Gemüter erzürnt. OK, ich überspitze, oder?
Irgendwie hats ja Spaß gemacht: Den dummen Mann mit dem Hut, die arme Socke, die jetzt durch die Medien getrieben wird in allen erdenklichen Formen, von irgendwo nach irgendwo versetzt wurde und jetzt eben woanders sitzt und vermutlich ähnliche Stempel auf ähnliche Vorgänge drückt. Ja, witzig war’s, oder?
Ein Freund von mir sagte mal: „Der Mensch ist gut“. Aber was ist denn gut? Und wer sagt, was gut ist, sein soll und sein darf? Menschlich soll er sein, der Mensch. Ist er ja, mögen wir aber nicht. Wir hätten es gerne menschlicher oder anders menschlich, fürsorglich, freundlich. Kurz gesagt befinden wir uns in dem Dilemma, dass wir weitestgehend selbst entscheiden müssen, was gut und was böse ist. Und da scheiden sich ja nun die Geister. Je nach dem, wo Mensch gerade steht – auf der Sonnen- oder Schattenseite – findet er das eine gut und das andere schlecht. „Die da unten“ finden demnach „die da oben“ unmenschlich, während „die da unten“ „denen da oben“ relativ wurscht sind.
Doch jetzt (naja, eigentlich seit Menschengedenken) begehren „die da unten“ auf, wählen Trump und den Brexit. Trump, weil er sagt, was er denkt und Brexit, weil sich die EU von einer Organisation zu einer Unorganisation entwickelt hat, zu verschieden, zu uneinig. Der Umgang mit den Flüchtlingsströmen zeigt, was gemeint ist.
Da helfen auch die ewigen Beteuerungen, dass die EU nun siebzig Jahre Krieg verhindert habe, wenig. Die meisten EU-Bürger haben keinen Krieg erlebt und Ihnen fehlt der Bezug dazu. Sie können nichts fürchten, was sie nicht gefühlt haben. Insofern erreicht dieses Argument, so wichtig es sein mag, „den EU-Bürger“ einfach nicht.
Ebenso hören wir mantraartig, wie sehr wir finanziell von der EU profitieren. Auch oder gerade das ist wohl eines der schlechtesten Argumente. Die „da unten“ sehen sich eben nicht als Profiteure. Sie sehen sich als ErfüllungsgehilfInnen einer Wirtschaft, die es ablehnt, sie zu beteiligen und ordentlich zu bezahlen. Sie sehen sich als solche, die etwas zu sagen hätten, hörte man Ihnen zu. Stattdessen belehrt man sie in Sachen politischer Korrektheit und Alternativlosigkeit.
Auch in anderen Organisationen zeigt sich die Unorganisiertheit und Zerstrittenheit in Form von Vetos, die sich ganz praktisch im Nichtstun äußern. Man schaut zu und das war’s.
Die so angestaute Wut bricht sich in Kommentaren Bahn – wenn man sie lässt. Das geschieht von Zeit zu Zeit nur zu bestimmten Themen: Russland ja, Israel nein. Bahn- und Flugstreik ja, Justiz, Krininalität und NSU nein.(siehe Video ab 28:50, wobei das ganze Video spannend anzuschauen ist)
Aber zurück zu Trump und Brexit: Trump sagt, die Nato sei obsolet (veraltet), die EU nutzlos, das „Auslagern in Billiglohnländer“ schädlich für die Volkswirtschaft. Zugegeben, er sagt es in einem Ton und mit Worten (und Richtungswechseln), die oft nicht tolerabel sind, zumal sie signalisieren, dass man ab jetzt so miteinander umgehen darf. Das muss man kritisieren. Ein Land und Volk vorwiegend mit den Gesetzen des Neoliberalismus (der Stärkere und so) statt denen der Solidarität zu regieren geht zudem in eine Richtung, die ich für schädlich halte, wobei sie vermutlich irgendwann für „die da oben“ gefährlich werden wird (und damit für ein ganzes Land).
Aber im Grunde wiederholt er eine Kritik, die ich seit langem auch aus Deutschland höre. Bis vor kurzem wollten noch viele aus der EU raus und es denen da oben mal zeigen. Nun macht’s jemand und es ist auch nicht recht. Und während die Etablierten alles, was sie in Gefahr bringen könnte, versuchen schlecht zu reden, statt überzeugt damit umzugehen und vor allem anzufangen, ihre Kritiker wahrzunehmen, wollen „die da unten“ gerne „da oben“ sein und wählen nun „die da oben“ ab, um „die anderen da oben“ zu wählen. Das hat was von Regen, Traufe, Glashaus und Grube graben.
Vielleicht wird ja tatsächlich das alte Establishment geschwächt. Entstehen wird ein neues Establishment. In dem aber werden die, die zwar behaupten, es abschaffen zu wollen, in Wirklichkeit aber gerne selbst dazugehören möchten, wieder keinen Platz finden. Oder, wie es Bert Brecht treffend sagte: „Die Tröge bleiben dieselben – nur die Schweine, die daraus fressen, ändern sich.
Ansonsten lautet die Strategie: Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns. Der (politische) Gegner wird niedergeschrie(b)en und der Gegner ist immer der, der nicht in unserer Partei oder Gruppe ist – und selbst dort lauert er. Dieses Trennung kann niemals zum Ziel führen. Sie führt zwangsläufig dazu, dass wir uns immer weiter zersplittern und immer weniger einigen können. Die politisch korrekten, die politisch unkorrekten, die da oben, die da unten, die rechts, die links, die mit diesem und die anderen mit jenem.
Eine Einigung auf eine gemeinsame Welt rückt immer weiter in die Ferne und das nicht nur wegen „der Bösen“. Gut und Böse werden immer schwammiger und am Ende ist der Mensch eben doch nur ein zeitweise eingehegtes Tier, dessen oberstes Ziel es ist, Macht zu bekommen und zu erhalten. Wir sollten uns vielleicht daran gewöhnen, dass das so oft propagierte Bild des guten Menschen auf einen großen Teil dieser Spezies so nicht zutrifft. Und wir sollten uns auch daran gewöhnen, dass wir zumindest von Zeit zu Zeit eben auch zu diesem Teil gehören.
Der Krieg tobt, hier wie dort. Er tut das, seit ich denken und/oder Nachrichten schauen kann. Der Nahe Osten ist in meinem Vokabular ähnlich etikettiert wie Palästina und Afrika – mit Krieg und Gewalt. Ich kann mich in der Tat nicht daran erinnern, je etwas Angenehmes über diese Länder gehört zu haben, gleichwohl es das gibt.
Was sich derzeit in der Welt tut, sucht seinesgleichen. Menschen fliehen aus ihrer Heimat, werden hier freundlich, dort mit Prügel empfangen, vor allem aber werden sie dem Land fehlen, aus dem sie fliehen. Aus Syrien sind bereits ein gutes Drittel der Bürger geflohen.
Es sind die Starken, die, die wenigstens etwas Geld haben, die fliehen. Zurück bleiben die Armen, die Verlorenen und die Kriminellen, die Schlepperorganisationen, die horrende Summen für eine Flucht verlangen, kurzum die Mafia. Was will ein Assad oder irgendein anderer Despot mit solchen Menschen erreichen? Da bleibt ja nur Krieg, auf immer und ewig.
Was treibt Menschen an, ihre Umwelt derart beherrschen zu wollen, dass sie alles in Schutt und Asche legen? Was hat ein Mensch, eine Organisation davon, im Auftrag eines offenbar herzlosen Gottes, Propheten oder Allahs Menschen hinzurichten, um danach auf einem blutüberströmten Thron zu residieren?
Unsere Politik hat aber gerade nichts besseres zu tun, als zwischen wohlfeilen Versprechen und rechten Parolen im Schulterschluss mit rechten (europäischen!) Präsidenten zu schlingern. Natürlich muss etwas getan werden, nur, es tut keiner etwas – außer sich zu streiten, um die eigene Meinungshoheit und Macht.
Viel wichtiger die Frage, was die Mehrzahl der Menschen, die die derzeitigen Verhältnisse in der Welt nicht wollen antreibt, nichts zu tun? Wie kann es sein, dass wir Geld wie Dreck, Essen zum Wegwerfen und Platz genug auf diesem Planeten haben, und trotzdem verhungern Menschen, verdursten sie, werden ermordet oder leben in unwirtlichen Gegenden, in denen Sie über kurz oder lang auch sterben. Warum schafft es die grandiose Mehrheit nicht, sich zu organisieren? Weil die Hoffnung, nach oben aufzusteigen, zu denen zu gehören, deren Fehler man von unten doch so deutlich sieht, einfach nicht sterben will? Und: Was ist das für eine Hoffnung? Irgendwann selbst auf einem roten Thron zu sitzen?
Dass wir mit den Parolen eines Horst Seehofers nicht d’accord sind, zeigen wir, indem wir ungeachtet dessen helfen. Doch auch der größte Enthusiasmus verfliegt irgendwann. Und dann?
Es wird Zeit, dass wir protestieren. Wir, das ist die Mehrheit, sicherlich eine heterogene Mehrheit, aber immerhin mit dem ein oder anderen gemeinsamen Nenner: Menschlichkeit, Fairness, Empathie. Und es wird Zeit, dass ein solcher Protest nicht gewaltsam ist. Es ist erwiesen, dass brennende Autos und schießende Waffen ein gutes Gefühl für die vermitteln, die Ihre Wut zeigen wollen. Es ist aber auch erwiesen, das es weitaus mehr bringt, intelligenten und gewaltfreien Protest zu organisieren. Nur so kann über kurz oder lang dieser blutige Flächenbrand gelöscht werden.
Wir wissen mittlerweile, dass die Macht nicht mehr von der Politik ausgeht. In diesem Sinne wird es zukünftig keine große Wirkung mehr haben, den Protest gegen die Politik zu richten. Protest muss dort stattfinden, wo das stattfindet, gegen das es zu protestieren gilt, den Machtmissbrauch und die Gier, und das sind die Unternehmen, in denen und für die wir arbeiten. Wir müssen den Mut aufbringen, unsere für deren Gewinne notwendige Arbeit an eine Gegenleistung koppeln, etwas, was man einst Moral und Werte nannte. Ist das nicht erfüllt, arbeiten wir nicht. Leicht gesagt, ich weiß.
Davor allerdings müssen wir uns selbst auch wieder auf genau das einigen, auf Werte. Werte, die außerhalb dessen liegen, was wir kaufen können. Das aber dürfen wir nicht von der Politik und schon gar nicht von der Wirtschaft erwarten, denn die eine streitet sich eben nur noch über Werte und die andere vermarktet sie, druckt sie auf ökologische Saftflaschen und fair gehandelten Smartphones. Wir müssen aus dieser erlernten Hilflosigkeit herauskommen, die uns glauben macht, dass die Politik und die Wirtschaft uns retten können, wir ohne sie verloren wären. Umgekehrt wird ein Schuh draus.
Beide – Politik und Wirtschaft – können ohne uns nicht überleben. Wir produzieren und kaufen die Dinge, die ein Land am Leben halten. Politik und Wirtschaft sind die Instanzen, die dafür Geld und Macht einstreichen. Das ist der wahre Preis eines neuen I-Phones oder Samsung Smartphones. Dass wir damit telefonieren können, ist nur der Bonus für uns. Vermutlich würden wir es aber auch ohne diese Funktionen kaufen, weil unser Leben dadurch so viel besser wird.
Gestern war es die Wirtschaftskrise, heute sind es die Flüchtlinge und morgen wird es etwas anderes sein, was die, die es auszubaden haben, nie gewollt und schon gar nicht gemacht haben. Die nämlich sitzen in Ihren Palästen, auf Ihren Farmen oder in der Uckermark. Es wird Zeit, das die Zivilgesellschaft, dass WIR, unsere Macht entdecken, dass wir erwachen aus dem Traum, dass der Zustand des Kindseins bis zum Tode andauert. Es wird Zeit, dass wir erwachsen werden und aufhören, den Zustand der Welt anderen zu überlassen, denen überlassen, die sie gerade nicht pfleglich behandeln. Das schulden wir uns und denen, die uns nachfolgen.
Und noch etwas an alle Kriegstreiber und europäischen Ordnungskräfte: Lasst die Finger endlich von eben denen, die unsere einzige Chance sind, eine bessere Zukunft zu bauen. Hört auf, sie zu traumatisieren und zu malträtieren. Sie können sich nicht wehren.
Lasst eure schmutzigen Finger von den Kindern!
Man muss kein/e Leser/in großer Zeitungs-Internetportale sein, um zu erkennen, dass die Kommentarspalten mit so unfassbarem Unsinn gefüllt werden, dass im Grunde nur noch eine Möglichkeit wirklich sinnvoll ist, nämlich sie abzuschalten.
Die Nutzerin eines solchen Zeitungsportals kommentierte die Abschaltung einiger Kommentarfunktionen, vor allem bei brisanten Artikeln (Flüchtlinge, Ukraine, Politik allgemein), mit den Worten, dass dies nun wohl einen Shitstorm gebe. Eine Nutzerin, die einigermaßen eloquent zu reden begann, um dann eben in jene Sprache zu verfallen, die sie vermutlich erst in den Kommentarspalten gelernt hatte und die sie auf Deutsch nie so anwenden würde. Einen “Scheißesturm” also wollte die “Dame” initiieren. Und hier liegt genau das Problem.
Menschen, die außerhalb des Internets keine Äußerung gefunden hätten, drohen mit “Scheißestürmen” und Entrüstung, weil Sie ihrem kleinen und zu eng gewordenen Leben keinen triftigen Sinn mehr geben können, der sich bisher scheinbar im wüsten Kommentieren irgendwelcher Beiträge erschlossen hat.
Es wird Zeit, all den Menschen, deren Meinung man vor Erfindung der Kommentarfunktionen zurecht nicht gehört hat, nun ihre kleine, auf nichts basierende Macht eben auch einfach wieder nimmt und in den demokratischen Prozess rückeingliedert. Der sieht nämlich so aus, dass sie sich auf Worpress-, Google- oder sonstigen Plattformen eine eigene Seite basteln können, mit der Sie dann um Aufmerksamkeit kämpfen müssen, so wie sie es bisher auch machen mussten – und keine bekommen haben.
Einige Verlage schlagen diesen Weg ein. Und das ist auch wirklich gut und richtig.
Ein Bild geht um die Welt – ein totes Kind am Strand – und alle empören sich, auch solche, die die Pietät verletzt sehen. Natürlich ist es schlimm, was da zu sehen ist, aber ich kann mich täuschen, wenn ich sage, dass ich seit Jahren nichts anderes in den Medien sehe. Da werden zerfetzte Menschen vor Kirchen und Moscheen gezeigt, Holocaustopfer flimmern seit Jahrzehnten tagtäglich über den Bildschirm und auch Veganer machen vor Bildern schlimmster Art nicht halt.
Bevor sich nun jemand über den Vergleich zwischen eine Flüchtlingskind und einem geschlachteten Tier erregt, sei gesagt, dass es darum hier nicht geht. Es geht darum, dass wir uns im Internet in einem starken visuellen Medium befinden. Und da ist es eben so, dass man (meist extreme) Bilder einsetzt, um Dinge zu bewegen. Denn mehr als jeder kilometerlange Text, der da durchs Netz geistert und uns eindringlich zu erklären versucht, was wir doch mittlerweile eh alles wissen, subsummiert ein solches Bild doch eben genau das: Die Unfassbarkeit dessen, was sich da abspielt, und genau darum geht es: Das Unfassbare eben fassbar zu machen und genau dazu braucht es diese Bilder.
Ohne solche Bilder würden wir doch gar nicht begreifen, was in der Welt passiert, weil wir es eben auch nicht müssten. Die wenigsten von uns, sind wir ehrlich, kommen doch über Bekundungen und Bedauern, Bestürzung, Posten und Teilen nicht hinaus. Sie haben, und da nehme ich mich nicht aus, keine sonstigen Bezug zu den Dingen, die geschehen. Wer von denen, die diesen Text lesen, kümmert sich denn um einen Flüchtling, spendet Sachen, informiert sich im Netz, was er in seiner Umgebung tun kann? Und wer tut eben diese Dinge jetzt, da er dieses Bild gesehen hat, vielleicht doch mal?
Cameron, so heißt es, will sich nun doch in Sachen Flüchtlingshilfe bewegen, vielleicht, weil er Angst bekommt vor diesen Bildern, oder vielleicht weil er Angst bekommt, dass noch viele solcher Bilder durchs Netzt geistern werden und denen Angst machen, die ihn dann wählen – oder eben auch nicht mehr. Vielleicht. Jedenfalls ändert sich wohl etwas – eben wegen solcher Bilder.
Ich verstehe, wenn Menschen es Pietätlos finden, ein totes Kind zu zeigen, ein Kind, das sich nicht mehr wehren kann. Ist es aber nicht genauso Pietätlos, ein solches Bild nicht zu zeigen, um dadurch vielleicht denen zu helfen, die noch leben. Denn die können sich eben auch nicht wehren. Und das tote Kind hätte sowas wie einen Sinn. Sowas wie.
Geht’s euch auch so? Also ich weiß nicht mehr so recht, was zu tun ist. Kürzlich habe ich mich noch über Gabriels Bezeichnung „Pack“ aufgeregt, hab‘ geglaubt, dass man doch Gleiches nicht mir Gleichem beantworten dürfe. Dann fand ich es aber doch ganz gut, habe selbst ein Facebook-Banner mit dem Wort „Pack“ gebaut und ganz stolz hochgeladen, um es dann aber auch wieder runterzunehmen. Weiterlesen