Unendlich lange Nichts
Es war nicht erst R.´s Tod, der mich daran erinnerte, dass mir das Leben im Grunde Angst macht und eine Option, vorzeitig daraus auszuscheiden im Grunde nichts Verkehrtes ist. Ich war 11 Jahre alt, vielleicht etwas jünger, als ich, so zumindest meine Erinnerung daran, in meinem Bett lag und mir plötzlich die Frage durch den Kopf schoss, wie es sich wohl anfühlte, tot zu sein.
Ich stellte mir das damal so vor, dass ich im Falle des Todes für eine unendlich lange Zeit eingeschlossen in einem Nichts leben müsste. Unendlich lange! Dieser Frage schloss sich die Frage nach dem an, was wohl nach dem Ende des Universums sein müsste. Ich stellte mir so etwas wie eine Grenze vor, nach der dann das nächste unendlich große Universum beginnen sollte.
Beide Vorstellungen – die begrenzte Unendlichkeit und das unendliche Nichts – machten mir damals Angst. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Genau betrachtet müssen diese Gedanken allerdings keine allzu große Angst verursachen. Die Größe des Universums beeinflusst unser Leben nicht wirklich. Ob es nun endlich oder unendlich oder unvorstellbar groß oder gar nicht so unvorstllbar aber immerhin noch serh groß ist. Wenn juckt´s?
Und mit dem Tod ist es jetzt auch nicht so wirklich tragisch – eigentlich: wenn nach dem Sterben nichts mehr kommt, wir also tatsächlich unendlich lange tot sind, in dem Sinne, dass keine Wahrnehmung und somit auch kein Ich stattfindet, gibt es nichts, was wir vermissen müssten, weil es ja generell nichts gibt. Sollten wir nach dem Tod noch etwas empfinden, hieße das ja wiederum, dass wir uns in irgendeinem Raum bewegen müssten – Himmel, Hölle (Fegefeuer, leider abgeschafft), einem Zwischenraum, als Engel oder Sonstirgendwiewesen. Dann wäre ja auch alles Paletti. Glaubt man den Reinkarnationisten, vergessen wir qua (Wieder)Geburt allerdings sowieso, dass wir einmal oder mehrmals gelebt haben. Kurzum: Es ändert sich nichts, so oder so tapsen wir durch unser Leben, als wäre es das erste und das letzte.
Was ist es denn dann, was mich so verzweifeln lässt über das Leben und das Sterben?
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