Endlich. Ruhe.

Es ist schon ein Wunder.  Alles. Was uns so umgibt. Und, wenn wir ehrlich sind, bei aller Aufgeklärtheit, haben wir keinen Schimmer, was um uns herum so passiert. Woher wir kommen. Wohin wir gehen. Warum wir hier sind. Warum alles hier ist. Wie weit das Universum ist. Wann es endet. Wo es beginnt. Was dahintersteckt.

Da ist viel Raum für Spekulationen, vor allem über Spekulationen über das, was uns alle erwartet. Über den Tod. Die Unbekannte in der Gleichung.  Die Unentrinnbare. Natürlich will keiner dahin. Wohin? Keine Ahnung. Wenn man ja wüsste, was danach kommt. Ist es gut, ist es schlecht? Ist es überhaupt? Das wäre ja schon einmal etwas. Hauptsache es geht weiter.

Und da ist es wieder. Dieses menschlich Exzentrische. Dieser Glaube, nein, diese Gewissheit, dass wir doch der Mittelpunkt der Welt sein müssen. Keine Existenz ohne Wasser, sagen die Wissenschaftler, die sich beim besten Willen nicht ausmalen können, dass es etwas anderes als den Menschen geben kann. Das andere Wesen als wir existieren können, ohne als primitive Lebensform gelten zu müssen. Immerhin geht die Sonne ja auch noch auf, obwohl die Erde es ist, die untergeht.

Doch zurück zum Tod. Lange habe ich geglaubt, ich müsse mich über den Tod retten, in dem ich an etwas danach glaube. An etwas, das mein Ich weiterleben lässt. Kurz verschnaufen lässt. Im Himmel. Oder meinetwegen in der Hölle. Danach aber geht es weiter. Unwissend über das, was in den letzten Leben vorfiel. Das Karma im Gepäck, solange, bis alles abgearbeitet ist. Schöne Bescherung.

So sind wir eben, so bin ich eben. Halten uns, halte mich für unentbehrlich, für so großartig und unabkömmlich, dass es da im Himmel irgendeinen komplizierten Mechanismus geben muss, der mich über die Endlichkeit hinaushebt. Wie sollte das funktionieren? Besser: Warum sollte das funktionieren? Egal. Hauptsache es geht weiter. Ich gehe weiter.

Nein, so ist das alles nicht, das ist mir klar geworden. Ich habe die Chance, manchmal die Last, ein Leben zu füllen. Mein Leben zu füllen. Dinge zu verändern. Freude zu haben. Schmerz zu spüren. Menschen zu begegnen. Dinge nicht zu verändern und einfach sein zu lassen. Und wenn das alles vorbei ist, dann bin auch ich vorbei, habe meine Spuren garantiert hinterlassen und dieses Mysterium mitgestaltet. Ob ich es wollte oder nicht. Das muss reichen. Unendlich mag das Universum sein. Unendlich mag die Schöpfung sein. Ich muss mich um meine Unendlichkeit nicht mehr sorgen, denn ich weiß, dass ich einzigartig bin, unwiederholbar bin. Endlich bin. Endlich sein kann. Endlich. Ruhe.

Game over – © Sinisa Botas – Fotolia.com

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