Drah‘ di net um
Derzeit wird ja reichlich über Google diskutiert. Heute spricht Eric Schmidt (Google) von den Chancen, die Google bietet, daraufhin schreibt Mathias Döpfner (Springer Verlag) von der Allmacht und Alleinherrschaft, und so geht es in einem fort. Die einen finden’s gut, die anderen nicht und schlussendlich kann man ja auch auf Google verzichten, oder gar auf das ganze Internet. Es wird ja niemand gezwungen. Basta!
Am Ende kann man heute eben kaum noch auf das Internet verzichten. Ich zum Beispiel blogge hier nicht nur, sondern verkaufe auch in einem Webshop und bewerbe Theaterproduktionen über Facebook und auf einer Internetseite. Klar kann ich das alles abschalten und vermutlich würde mir sogar auch irgend etwas neues einfallen, für das ich kaum ein Internet bräuchte. Kaum.
Das aber ist so ein bisschen wie kein Auto zu besitzen, weil man der Umwelt ja nicht schaden will, dafür aber allenthalben Mitfahrgelegenheiten zu nutzen oder das Auto von Freunden zu borgen. Heißt: Das Internet ist nicht mehr wegzudenken und spätestens nach der zweiten Ecke hänge ich doch mit drin und profitiere davon, genauso wie ich darunter leide, wenn es dort nicht demokratisch zugeht und Inhalte bevorzugt werden. SO der Vorwurf an Google, zumindest die Befürchtung. Money makes the world go round.
Das Problem aber ist ja längst nicht mehr (nur) Google, es sind genauso diejenigen, denen ich qua Stimme die Erlaubnis gegeben habe, das Land zu managen, in dem wir alle leben. Denn auch die verfolgen im Internet, orten via Mobiltelefon, bespitzeln mittels Trojaner auf dem Computer und öffnen sogar handgeschriebene Briefe. Alles der Sicherheit wegen. Klar.
Nein, Google ist nicht das Problem. Das Problem sind all die machthungrigen Halunken, gleich welcher Herkunft, die nichts unversucht lassen, mich zu beeinflussen, mich abzuhören und, wenn nötig, mich einzubuchten, in illegalen Gefängnissen zu foltern oder gar ganz zu eliminieren. Weil ich ihnen nicht passe, weil ich störe oder weil sie einfach mal Lust drauf haben.
Den Grund dafür, das beweisen nicht nur die U.S.A. seit langem, legt nicht etwas geltendes Recht fest, sondern mal eben beschlossene anti-irgendwas-Gesetze, die es ohne Probleme erlauben, dass man einer hochschwangeren Frau so lange stinkigen Fisch in den Mund stopft, bis sie zugibt, Osamas Halbschwester zu sein, die in den vergangenen Jahren mit ihm und Elvis auf den Niederländischen Antillen verbracht hat – alles natürlich für unsere Sicherheit. Und danach tänzelt ein charmanter Präsident vor die Kameras und erklärt jeder und jedem, dass er wieder einen Schlag gegen den Terrorismus gelandet hat. Wiederwahl.
Die Sache ist dich die, dass ich heute nicht mehr wissen kann, ob der Virenschutz, den ich mir auf meinen Computer lade, nicht von irgendeinem Geheimdienst programmiert wurde, der sich gerade vor Lachen in die Hosen macht, weil ich gleich nach der Installation auf Facebook verkünde „Puh, endlich wieder einen sicheren Rechner“ und das ganze mit einem fetten Smiley verziere. Und währenddessen prostet Marc Zuckerberg im Pentagon seinen Kollegen zu, immer noch verwirrt darüber, dass bis heute kein Schwein mitbekommen hat, wer er wirklich ist. Was weiß man.
Spätestens aber, wenn Amazon und Facebook ihre Drohnen über der Welt schweben lassen, natürlich nur, um Internet für jeden und schnelle Versandwege sicherzustellen, spätestens dann empfehle ich doch noch mal „Minority Report“ anzuschauen, nur um zu sehen, wie schön es hätte werden können und um festzustellen, dass der Zug mit „schön“ längst abgefahren ist.
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