Die Welt ist (k)ein Dorf
Wir sind ja mittlerweile ganz eng zusammengerückt in der Welt. Fast mag man meinen, es passe kein Blatt mehr zwischen uns Menschen, so nah sind wir uns. Und seit wir das Internet haben, sind sowieso alle Grenzen verwischt, jede ist mit jeder und jedem vernetzt, kommentiert sein und ihr Tun und Treiben, bandelt an und befreundet sich hier und da.
Das nennt man Globalisierung, wenn die ganze Welt zusammenrückt, um Geschäfte zu machen. Und das alles ist wegen dem Internet so passiert, weil da jetzt alles in Echtzeit geschieht und wir Menschen nur noch atemlos hinterherkeuchen können. Wir konsumierende Menschen, wohlgemerkt.
Für uns hat sich übrigens ansonsten gar nichts geändert. Wenn Sie bitte mal genau hinschauen und die folgende Frage beantworten wollen: Wo sind Sie globalisiert? Eben. Nirgends. Sie wohnen immer noch dort, wo Sie immer wohnten. Sie kaufen dort ein, wo Sie immer einkauften (na gut, jetzt mehr virtuell) und Sie sind noch mit den selben Menschen zusammen, mit denen Sie immer zusammen waren. Oder pendeln Sie etwa im Rausch der Globalisierung täglich von Ihrem Pariser Penthouse zu Ihrem Moskauer Apartment?
Indes, für zehn Euro einen Flug buchen zu können, der ökologisch wie ökonomisch besehen einhundert Euro kosten müsste, um mal aus den gewohnten vier Wänden ins nächste ganz auf Heimat getrimmte Urlaubsressort fliegen zu können, hat nicht ganz so viel mit Globalisierung zu tun. Viel fliegen bei geringem Erkenntnisgewinn (Reisen bildet eben nur, wenn man auch wirklich reist) nennt man „Klimawandel“ oder auch „Umweltverschmutzung“, „Entzug der Lebensgrundlage für die kommenden Generationen“ oder auch einfach nur „doof auf Kosten anderer durch die Gegend fliegen“.
Auch nicht, mit chinesischen (bulgarischen, spanischen, etc.) Menschen zu chatten, die einen ansonsten auch nicht interessiert hätten oder frühere Freunde wiederzufinden, die (glücklicherweise) in die Ferne gezogen sind. Das nennt man „netten Zeitvertreib“ oder eben einfach nur „Pech“.
Nein, ich sehe keine Welt in Form eines kleinen Dorfes. Zumindest wäre das ein Dorf, in dessen südlichen Teil die Menschen hingerichtet würden, wären Sie beispielsweise homosexuell, während die im nördlichen Teil munter schwul und lesbisch sein dürften. Im südlichen Teil verhungerten die Menschen, während sie im nördlichen an den Folgen der Übersättigung stürben.
Wenn wir also von Globalisierung reden, dann sprechen wir von einer globalisierten Wirtschaft. Die nämlich kann sich bei geringem Aufwand das Land mit den niedrigsten Löhnen auszusuchen, um dort ihre Waren zu produzieren, kann Länder in einen unsinnigen Konkurrenzkampf treiben, vor der Drohkulisse, sie zu verlassen, weil ansonsten die unternehmerische Verarmung drohe. Und sie schert sich in diesem Zuge dankbarerweise auch nicht um Details zu Menschenrechten. Im Globalisierungsdeutsch heißt das: „Die ortsüblichen Bedingungen werden eingehalten“.
Im Gegenzug sind sich die Verbraucher natürlich auch nicht zu schade, ein Äuglein zuzudrücken (mit dem zweiten sieht man eh besser), wenn es noch ein Schüppchen billiger geht, zugegeben, weil ihnen durch das globalisierte Lohn- und Sozialabgabendumping oft auch nichts mehr anderes übrigbleibt, wenn es denn alle zwei Wochen ein neues Modeaccessoire sein soll
Und die Länder, die glauben, Unternehmen ins eigene Land locken zu können, indem Sie die dort lebenden Menschen den Unternehmen zum billigen Fraß vorwerfen, müssen nun dann doch feststellen, dass die neue Deutsche Welle häufig nicht mehr gebracht hat als einstürzende Neubauten – und den ein oder anderen neureichen Politiker und/oder Wirtschaftsführer.
Wer aber nun glaubt, dass Globalisierung so etwas ganz Neues sei, der hat sich freilich getäuscht. Es hat einfach eine Weile gedauert, bis wir gewieften Westler ein anderes Wort und ein etwas ausgefeilteres Procedere für den so lieb gewonnenen Kolonialismus gefunden haben. Wer nun von der Gnade der späten Geburt profitiert und nicht mehr so richtig weiß, um was es da ging, der sei dann auch schon wieder an das globalisierte Internet verwiesen, da steht’s ganz genau beschrieben.
PS: Da steht übrigens nach etwas Recherche auch beschrieben, warum der Unterschied zwischen prekär beschäftigten dieses Jahrhunderts und Leibeigenen vergangener Zeiten nur in der Wortwahl und nur marginal ist. Aber das ist ja auch schon wieder eine andere Geschichte aus dem Wirtschaftswunderland.
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