Wann i(s)st ein Mensch gut?

Es hat lange gebraucht, bis die Raucherdebatte eine würdige Nachfolgerin bekommen hat und ich hätte, mal ganz ehrlich, auf die Übergewichtigen dieser Welt getippt, die es als nächstes trifft.

So ganz daneben lags ja nun doch nicht, zumindest hat es mit Essen zu tun. Den Carnivoren (den Fleischfressern) geht es nun an den Kragen. Glück hat, wer es schafft, sich vegetarisch oder gar vegan zu ernähren. Dass das nur eine Frage des Willens und nicht etwa der körperlichen Statur ist, haben uns die Damen und Herrn ja bereits erklärt.

Nach eigenen Angaben wollen sie freilich nicht bekehren und im Grunde auch gar nicht darüber reden, nein, eher im Geheimen agieren, denn „es soll ja jeder machen und auch essen dürfen, was er will!“. Das ist dann auch schon der gustatorische Imperativ, versteckt in Toleranz und gut gemeinten Ratschlägen, meist in Form von Filmen wie earthlings, in denen klar statuiert wird, dass der Mensch per se böse ist und tagtäglich den Holocaust wieder aufleben lässt, in dem er zum Beispiel Tiere schlachtet und das Ergebnis dieser Schlachtung nicht nur hinnimmt, sondern auch noch isst.

Man mag darüber streiten, ob der Vergleich richtig oder gut oder beides oder keines ist. Eines aber schwingt immer mit: ich bin der oder die gute und du bist der schlechte (bzw. der „Nazi“, wie es im Earthlings heißt). Die Botschaft ist dabei nicht das Wesentliche, denn die stimmt: Wir übertreiben es, und zwar maßlos! Das macht uns allerdings eben nicht zu schlechten Menschen.

Die Sünde ist uns ja qua Religion quasi immanent und irgendwie schaffen wir es auch nicht, von ihr loszukommen. Vergessen der Apfel und die Schlange. Die neue Eva heißt „Zigarette“ und „Schwein“ und sie führt uns genauso in Versuchung und lässt uns genauso schlecht dastehen. Läuterung ist in dieser Sündenhaltung im Grunde gar nicht möglich, vermutlich auch gar nicht erwünscht. Läuterung würde nur den Ablasshandel vermiesen – und das wollen die, die damit handeln, sicher nicht. Auch dieses Konzept ist bekannt.

Und so geht es bei Verkündungen, gleich welcher Art, oft nicht um die positive Veränderung, sondern um die eigene Erhöhung. Dabei hätte jede und jeder sicher den ein oder anderen „dunklen Fleck“, eine an Tieren getestete Kopfschmerztablette, ein Shampoo oder das ein oder andere böse Wort aus „gutem Grunde“, das Zwietracht sät und der Besserung der Welt eben auch nicht zuträglich ist.

Wir Menschen besiedeln, verglichen  mit unseren Mitbewohnern, diese Erde noch nicht allzu lange und sind vielleicht gerade dabei zu bemerken, dass es so tatsächlich nicht weitergehen kann. Das ist gut und Hinweise auf Verbesserungen sind wichtig und notwendig. Die Art und Weise aber, wie diese Hinweise gegeben werden, halte ich für fragwürdig.

Wir sollten zwischendurch vielleicht auch mal innehalten und das anerkennen, was wir in dieser Welt schon ein Stück besser gemacht haben und es auch bei unserem Gegenüber bemerken. Jeder eben, wie er kann. Dann klappt’s vielleicht auch irgendwann mal mit den Carnivoren.

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